Erlanger

1. Erlanger, Jakob, Kaufmann
	geb. 3.8.1874 in Altenstadt (Bayern)
	Eheschließung am 28.12.1914 mit

2. Erlanger, Ottilie geb. Emmel
	geb. 10.2.1883 in Ems

Kinder:
3. Erlanger, Ernst Ludwig		Mb 269 c
	geb. 23.11.1915 in Worms

4. Erlanger, Elisabeth
	geb. 17.11.1912 in Worms

5. Erlanger, Werner			Mb 585
	geb. 6.7.1924 in Worms

Familie Erlanger wohnte ab 4.1.1915 in Worms, Pfrimmstraße 8. Der Ehemann hatte seit 1927 einen Vertrieb für Speiseöl und Wurstwaren ohne Laden. Er war 1915 -1918 Kriegsteilnehmer im Landsturm.

Familie Erlanger wohnte ab 6.5.1935 Weckerlingplatz 1, ab 4.10.1938 Martinsgasse 13.

Die heranwachsenden Kinder verließen Worms nacheinander. Ernst Ludwig, noch nicht 20 Jahre alt, meldete sich am 12.5.1935 ab nach Altkarben, 1936 zog er weiter nach Palästina. Er lebte als Steuerberater in Natanya/ Israel und ist jetzt im Ruhestand. Er hat in Israel den hebräischen Namen Aryel angenommen. Aryel Erlanger war verheiratet, seine Frau starb im Juli 1983. Er hat zwei Kinder und mehrere Enkel.

Seine Schwester Elisabeth stand im 21. Lebensjahr, als sie von Worms wegging. Sie verzog zunächst nach Karlsruhe, von da nach Jessen/Niederlausitz, und dann nach Rissen-Blankensee bei Hamburg zur "Umschichtung", d.h. zu einer Ausbildung und Vorbereitung auf das Leben in Palästina. Am 13.9.1939 verließ sie Deutschland zu einer illegalen Einwanderung nach Palästina. Die anstrengende und gefahrvolle Reise dauerte bis 29.1.1940. Sie arbeitete zuerst im Kibbuz Glil Yam und war danach lange Jahre im Kinderdorf Schefejah beschäftigt. Elisabeth Erlanger ist verheiratet mit Viktor Liebschütz aus Mainz, der ebenfalls im Kinderdorf arbeitete. Heute lebt das Ehepaar Liebschütz in Haifa/Israel. Sie haben zwei Kinder und vier Enkel.

Der jüngste Bruder Werner verließ, noch nicht 15 Jahre alt am 18.2.1939 das Elternhaus, um nach Dänemark zu gehen. Die Schrecken der sog. "Kristallnacht" hatte er noch mit seinen Eltern in Worms erlebt. Von Dänemark aus ging er bald nach Palästina. Er kämpfte als israelischer Soldat im Befreiungskrieg 1948 und fiel bei den schweren Kämpfen.

Nach dem Weggang ihrer Kinder zogen die Eltern am 8.3.1939 in die Hafergasse 7. Am 8.7.1942 waren sie Judengasse 24 gemeldet. Wahrscheinlich mussten sie, wie die meisten noch in Worms verbliebenen Juden zwangsweise dorthin umziehen. Ihre Auswanderung nach Palästina war beantragt.

Am 26.9.1942 wurden die Eheleute Jakob und Ottilie Erlanger nach unbekanntem Ziel abgemeldet. Am 27.9.1942 erfolgte ihre Deportation nach Theresienstadt (DepL II, Nr.946 und 947). Am 16.5.1944 wurden sie noch nach Auschwitz verbracht. Dort verliert sich ihre Spur. Zum 8.5.1945 wurden sie für tot erklärt.

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Quellen: Adressbücher, KEM, Mb, Bericht S., FrB 40, DepL, mündliche und schriftliche Angaben von Herrn Aryel Erlanger und Frau Elsbeth Liebschütz, auch BAK:Z Sg 138