Goedhardt

1. Goedhardt, Fanny (Veilchen) geb. Steinmann
	geb. 12.11.1868 in Schöppingen
	Witwe von Salomon Goedhardt 
	(geb. 15.7.1851 in Enschede/Holland, 
	gest. 13.2.1924 in Worms)
	(Die Eheschließung war 1899)

Kinder:

2. Goedhardt, Regina
	geb. 21.10.1903 in Worms

3. Goedhardt, Hermann
	geb. 10.2.1905 in Worms
	gest. 7.4.1927 in Worms

Die Eheleute Goedhardt waren am 26.2.1902 von Essen nach Worms zugezogen. Sie wohnten seit 1919 Pfalzgrafenstraße 10, wo Salomon Goedhardt als Handarbeiter bzw. Heimarbeiter gemeldet war. Sie hatten niederländische Staatsbürgerschaft.

Der Sohn war Kaufmann, er handelte vor seinem Tod mit Manufakturwaren aller Art, ebenfalls Pfalzgrafenstraße 10.

Nach dem Tod ihres Mannes und ihres Sohnes zog Frau Fanny Goedhardt mit ihrer Tochter in die Speyererstraße (heute Valckenbergstraße) 26.

Tochter Regina heiratete am 21.10.1930 den Fotografen Eugen Adam, der kein Jude war. Sie ließ sich 1934 evangelisch taufen. Die Eheleute Adam verzogen 1937 nach Hubertshöhe/Mark, in die Heimat des Ehemannes. Sie haben 3 Söhne. Die Eheleute Adam kehrten nach 1945 wieder nach Worms zurück, zusammen mit ihrem jüngsten Sohn, die älteren blieben in der DDR.

Eugen Adam starb hier 1982. Seine Frau lebt noch in der Rheinstraße 9.

Fanny Goedhardt zog am 2.3.1937 in die Gutenbergstraße 27, am 22.8.1937 in die Hintere Judengasse 6 (jüdisches Altersheim). Seit 1937 war sie ausgebürgert. Am 18.3.1939 meldete sie sich ab nach Frankfurt/Main. Von da aus zog sie weiter nach Berlin, in die Nähe ihrer Tochter. Um das Leben ihrer Tochter zu retten, brachte Fanny Goedhardt ein unerhörtes Opfer. Sie bekannte sich 1939 vor einem Gericht in Frankfurt an der Oder zu einem (angeblichen) Ehebruch im Jahre 1903 mit einem "arischen" holländischen Matrosen, aus dem ihre Tochter Regina hervorgegangen sei. Damit wurde Regina Adam zur "Halbjüdin" erklärt und konnte in ihrer "privilegierten Mischehe" nicht ganz unbehelligt, aber weniger gefährdet überleben.

Von Berlin aus wurde Fanny Goedhardt nach Theresienstadt deportiert. Ihr Schwiegersohn Eugen Adam hat sie zum Sammelplatz gebracht. Sie kehrte nicht zurück und wurde nach dem Krieg für tot erklärt. Ein Todesdatum ist nicht zu ermitteln.

-
Quellen: Adreßbücher, KEM, Gespräche mit Frau Regina Adam im Februar 1982, BAK:Z Sg 138