Hüttenbach I-4

1. Hüttenbach, Otto, Kaufmann
	geb. 10.10.1900 in Worms
	verheiratet seit 27.7.1927 mit

2. Hüttenbach, Gertrude Berta Karoline, geb. Moldenhauer.
	geb. 27.10.1904 in Darmstadt

Sohn.

3. Hüttenbach, Heinrich Rudolf
	geb. 15.10.1930 in Worms

Familie Otto Hüttenbach wohnte im Elternhaus des Ehemannes, Wielandstraße 2.

Otto Hüttenbach entstammte einer alteingesessenen Wormser Familie, die sich bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Der Stammbaum der Familie, der sich im Stadtarchiv Worms befindet, reicht sogar bis ins 16. Jahrhundert zurück. Otto Hüttenbachs Eltern waren Heinrich Rudolf Hüttenbach und Frau Elvira geb. Backofen. Die Familie und das von ihr betriebene Manufakturwarengeschäft Heinrich Hüttenbach, Kämmererstraße 22, genossen in Worms hohes Ansehen (s. Hüttenbach I).

Otto Hüttenbach war 17 Jahre alt, als sein Vater starb. 2 Jahre später starb auch sein Onkel, Leo Strauß (s. Strauß II), der Mitinhaber der Firma Hüttenbach gewesen war. Die Witwen der beiden, Elvira Hüttenbach und Johanna Strauß, führten das Unternehmen weiter. 1923 kam Otto Hüttenbach, offenbar nach seiner Ausbildung von Duisburg nach Worms zurück und trat als Prokurist in die Firma ein. Ende der zwanziger Jahre kam sein Vetter Ludwig Strauß als Prokurist hinzu. Mit dem Einsetzen der nationalsozialistischen Boykott- und Behinderungsmaßnahmen geriet das Geschäft in nicht mehr zu bewältigende Schwierigkeiten und mußte aufgegeben werden.

Der Kaufmann Otto Hüttenbach war kunstsinnig und sehr musikalisch. Er pflegte mit dieser Neigung die Tradition seines kultivierten Elternhauses, das auch seine Schwester, die Sängerin Berta (Bertel) Hüttenbach/Marum (s. Hüttenbach/Marum) und seinen Bruder, den Bildhauer Alfred Hüttenbach (s. Hüttenbach I-3) geprägt hatte. Otto Hüttenbach war ausgebildeter Cellist, seine Frau war Geigerin und eine geschätzte Geigenlehrerin. Beide spielten im Wormser Musikleben eine wichtige Rolle.

Mit Beginn des Dritten Reiches begannen auch für die Familie Otto Hüttenbach schwere Notjahre. Sie verließen Worms 1935, gingen zunächst nach Mannheim, dann 1936 nach Mailand, 1939 weiter nach England. Was diese Emigration bedeutete, was sie den Betroffenen an Belastungen und Entbehrungen, an Kraft und immer wieder an Mut zum Durchhalten abverlangte, kann nur ermessen, wer es erlebt hat. Hier können deshalb nur bekanntgewordene Fakten festgehalten und wiedergegeben werden.

Unter dem Zwang der Verhältnisse wurden die Eheleute Otto und Gertrude Hüttenbach die Musik zum Beruf, sie wurden in England Orchestermusiker. 1947 ging die Familie nach den USA. Otto Hüttenbach starb dort am 18.7.1958. Frau Gertrude Hüttenbach lebt bei ihrem Sohn.

Der Sohn Heinrich Rudolf Hüttenbach, jetzt Professor Henry R. Huttenbach, lebt in Brooklyn, New York. Er ist Professor für Geschichte und beschäftigt sich auch mit der Vernichtung der einstigen Wormser Judengemeinde im Dritten Reich.

Er hat das Auswandererbuch der ehemaligen Lehrerin Herta Mansbacher aufgefunden, bearbeitet und veröffentlicht, aber auch durch andere Nachforschungen wichtiger Quellen für dieses traurige Kapitel Stadtgeschichte erschlossen und zugänglich gemacht. Er schrieb ein Gedenkbuch für Herta Mansbacher, das zuerst englisch, 1981 in Worms aber auch in deutscher Übersetzung erschienen ist und hier viele Leser fand.

Der Vernichtung der letzten Wormser Judengemeinde hat er eine umfangreiche Darstellung gewidmet, die allerdings bis jetzt nur in englischer Sprache vorliegt, "The Destruction of the Jewish Community of Worms, 1933-45" New York, 1981.

Weitere Hinweise über seine wissenschaftliche Tätigkeit finden sich in dem beigefügten Artikel aus dem "Biografischen Handbuch der deutschsprachigen Emigrationsliteratur" Band II.

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Quellen: Adreßbücher, KEM, AK-VHS, Angaben von Prof. Henry R. Huttenbach