Kiefer IV

1. Kiefer, Isabella geb. Bollag 
	geb. 28.7.1883 in Landshut
	Witwe von Leopold Kiefer 
	(geb. 4.9.1873 in Worms, gest. 19.12.1921 in Worms, 
	21.12.1921 beigesetzt auf dem neuen Israelitischen Friedhof)

Kinder:

2. Kiefer, Hermann			Mb 525
	geb. 26.4.1907 in Worms

3. Kiefer, Erna
	geb. 9.7.1908 in Worms

Frau Isabella Kiefer, Witwe, und ihre Familie wohnte Dalbergstraße 12, im eigenen Haus.

Nach dem Tod ihres Mannes war Isabella Kiefer gemeinsam mit ihren Schwägern Hugo und Ernst Inhaberin der Firma Schuhhaus Hermann Kiefer, Worms, Kämmererstraße 32. Es bestand seit den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts (s. Kiefer III) und war das größte und leistungsfähigste Schuhgeschäft in Worms. Durch die bald nach der nationalsozialistischen Machtergreifung einsetzenden Boykott- und Behinderungsmaßnahmen wurde auch dieses Unternehmen beeinträchtigt, so dass seine jüdischen Besitzer bereits 1934 aufgaben und es weit unter seinem Wert verkauften.

Sohn Hermann, der weiter mit seiner Mutter in Worms lebte, wurde im Zusammenhang mit dem Kristallnacht-Pogrom am 10.11.1938 verhaftet und mit insgesamt 87 jüdischen Männern aus Worms und Umgebung vorübergehend ins KZ Buchenwald verbracht. Nach seiner Rückkehr betrieb er seine Auswanderung nach England, dorthin konnte er auch am 13.4.1939 emigrieren. Er ging später in die USA, heiratete 1940 in New York und lebte in Gary, Indiana. Er starb am 1.8.1968 in Gary, allzu früh. Er hat wohl die in Buchenwald erlittenen Gesundheitsschäden nie überwunden.

Tochter Erna war verheiratet mit Friedrich Reiß und zog mit ihm 1937 nach Wiesbaden. Im November 1938 wanderten beide in die USA aus (s. Reiß).

Die Mutter, Frau Isabella Kiefer verzog am 16.5.1939, nachdem ihr Sohn Hermann weg war, nach Mainz. Dort hatte sie eine schwere Zeit. Sie wurde verhaftet, ins Gefängnis gesperrt und sehr misshandelt. Sehr spät, erst 1941 gelang ihr noch die Emigration nach Montevideo/Uruguay. Doch sie konnte sich von den furchtbaren Qualen, die sie erlitten hatte, nicht mehr erholen. Sie starb bereits am 5.4.1943, noch nicht 60 Jahre alt. Auch sie muss man als Opfer des Naziterrors ansehen.

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Quellen: Adreßbücher, KEM, Bgr.L., Mb, VerhVZ 10.11.1938, AK-VHS, Brief von Mrs. Erna Reiß