Königsberger

1.	Königsberger, Edith, Haustochter, 
	geb.16.2.1921 in Gießen
	Tochter von Emil Königsberger und 
	Frau Jenny geb. Jessel, Bad Ems

Edith Königsberger kam am 1.3.1937 aus Bad Ems nach Worms, als Haustochter zu Rabbiner Dr. Rosenberg und seiner Frau Susi, Stephansgasse 20.

Edith Königsberger, deren Vater in Bad Ems ein Modegeschäft betrieben hatte, aber 1933, kurz nach der Machtübernahme Hitlers gestorben war, wollte Kindergärtnerin werden und musste dazu ein Praktikum in einem Haushalt absolvieren. Weil die Eheleute Rosenberg im Juni 1937 ziemlich überstürzt nach Palästina auswanderten, meldete auch sie sich am 15.7.1937 wieder ab nach Bad Ems.

Von da wurde sie von ihrem Onkel Adolf Königsberger, der ihr Vormund war, nach Berlin geschickt in eine Familie mit 2 Kindern. Dann wurde sie in Berlin in einem jüdischen Seminar zur Kindergärtnerin ausgebildet und arbeitete dann in einem jüdischen Kinderhort.

Das weitere Schicksal von Edith Königsberger ist bekannt geworden durch das Buch: "Den Nazis entronnen", das Edith Dietz geb. Königsberger 1990 veröffentlichte. Sie erzählt darin von der tollkühnen Flucht in die Schweiz, die ihr mit ihrer Schwester Ilka im August 1942 gelang. Als in Berlin die Deportationen schon längst begonnen hatten, alle Juden Sterne tragen mussten, sind die beiden Schwestern ohne Stern und ohne Papiere bis an die Schweizer Grenze und dann auch über die Grenze gelangt. In der Schweiz lebten sie lange in einem Internierungslager, die Bedingungen waren auch nicht einfach, aber sie hatten ihr Leben gerettet. Auch darüber hat sie ein Buch geschrieben.

In der Schweiz lernte sie ihren späteren Mann kennen, Nichtjude, der aus politischen Gründen emigriert war. Mit ihm kehrte sie nach dem Krieg nach Deutschland zurück, das Ehepaar lebte mit einer Tochter in Karlsruhe. Inzwischen ist Edith Dietz verwitwet und hat im Jahr 2001 auch noch ihre Tochter nach schwerer Krankheit verloren. Sie sieht noch heute, über 80 Jahre alt, ihre Aufgabe darin, junge Leute, besonders Schüler, über die NS-Zeit aufzuklären und veranstaltet noch oft Lesungen in Schulen. In Worms hat sie auch zweimal gelesen.

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Quellen: KEM, Edith Dietz: Den Nazis entronnen. Die Flucht eines jüdischen Mädchens in die Schweiz. Autobiographischer Bericht 1933-1942, Vorwort von Martin Brumlik, dipa-Verlag Frankfurt 1990