Mannheimer I

1. Mannheimer, Richard, Druckereibesitzer
	geb. 4.8.1877 in Worms
	verheiratet seit 2.7.1911 mit

2. Mannheimer, Ella geb. Sauerbach
	geb. 2.12.1889 in Mainz

Kinder:

3. Mannheimer, Hans	Mb 242
	geb. 3.6.1912 in Worms

4. Mannheimer, Ilse
	geb. 19.8.1919 in Worms

Familie Richard Mannheimer wohnte zuerst Kriemhildenstraße 20, in den Zwanziger Jahren Scharnhorststraße 8, seit 21.1.1935 Kämmererstraße 7.

Der Ehemann Richard Mannheimer war Inhaber der Firma Julius Mannheimer, Buch- und Steindruckerei, lithographische Kunstanstalt, gegr. 1852, Worms, Mainzer Straße 26 (im eigenen Anwesen). Die Mannheimers lebten seit dem Ende des 16. Jahrhunderts in Worms. Richard Mannheimer und seine Kinder waren die siebente bzw. achte Generation eines Zweiges dieser Großfamilie.

(Abriss der Familiengeschichte, verfasst von Hans Mannheimer (s.o.), befindet sich im Stadtarchiv Worms).

Die Druckerei wurde 1852 von Alexander Mannheimer gegründet. Sie wurde von seinem Sohn Julius weitergeführt und erhielt auch dessen Namen. Richard Mannheimer, Sohn von Julius, Enkel von Alexander Mannheimer, war der letzte Inhaber. Das weithin bekannte, gutgehende Unternehmen - es war die einzige Steindruckerei in Worms - geriet unter dem Druck nationalsozialistischer Schikanen und Beeinträchtigungen bald nach 1933 in Schwierigkeiten. Die Druckerei bekam keine öffentlichen Aufträge mehr, und auch private Auftraggeber zogen sich mehr und mehr zurück. Zu geschäftlichen Sorgen kamen herbe persönliche Enttäuschungen: Richard Mannheimer, der Jahrzehnte lang geschätztes Mitglied in angesehenen Wormser Vereinen gewesen war, musste nun erleben, dass man plötzlich mit ihn, dem Juden, nichts mehr zu tun haben wollte. Dies alles traf ihn schwer und machte ihn krank. Er starb am 2.7.1937 in Worms.

Sohn Hans, der die Firma einmal übernehmen sollte, war ab 1928 in einem Kaufhaus in Mannheim in der Lehre; ab 1931 arbeitete er als Kaufmann in Plauen und Halle. Gleich zu Beginn des Dritten Reiches plante er seine Auswanderung nach Palästina. 1933 - 1937 besuchte er landwirtschaftliche Schulen in Ahlen bei Hannover, Frankfurt, Breslau und Leitmeritz (Tschechoslowakei). Bald nach dem Tod seines Vaters am 26.7.1937 wanderte er nach Palästina aus. Er lebt in Israel im Kibbuz Glil Yam, er ist verheiratet, hat eine Tochter und drei Enkelkinder.

Seit der ersten Volkshochschulreise nach Israel 1964 bestehen freundschaftliche Beziehungen zwischen Hans Mannheimer und einigen Wormsern.

Die Volkshochschule verdankt ihm viele Hinweise und Anregungen. Er hat Worms schon einige Male wieder besucht.

Tochter Ilse war Schülerin der Wormser Eleonorenschule. Ab 1933 hatte sie als Jüdin unter den Schikanen mancher Lehrkräfte zu leiden, so dass weiterer Schulbesuch unmöglich wurde. Am 29.4.1934 meldete sie sich nach Frankfurt ab und besuchte in Neu-Isenburg eine Krankenpflegeschule. Am 1.9.1936 kam sie zurück nach Worms, nach dem Tod ihres Vaters verließ sie Worms endgültig am 31.8.1937, zunächst ging sie nach Mannheim, 1939 emigrierte sie nach Palästina. Nach sechsmonatiger illegaler Reise mit dem Schiff über verschiedene Donau- und Schwarzmeerhäfen und nach vorübergehender Internierung durch die Engländer im Lager Athlit b. Haifa kam sie 1940 in Palästina an. Sie lebt wie ihr Bruder im Kibbuz Glil Yam. Sie ist verheiratet mit Menachem Meirowitz, hat eine Tochter, einen Sohn und vier Enkelkinder. Auch die Eheleute Meirowitz haben Worms schon besucht.

Die Mutter Ella Mannheimer war Pianistin und Klavierlehrerin. Gern veranstaltete sie Hauskonzerte, diese mussten im Dritten Reich jedoch bald unterbleiben, weil die Musikfreunde von einst nun das Judenhaus mieden.

Nach dem Tod ihres Mannes verließ auch sie Worms am 31.8.1937, ging zunächst nach Frankfurt, dann nach Nürnberg. Da man ihr alles genommen hatte, fristete sie ihre letzten Lebensjahre als Hausangestellte.

Ella Mannheimer, geb. Sauerbach wurde im November 1941 zusammen mit anderen Nürnberger Juden nach Riga deportiert. Irgendwo dort ist sie Anfang 1942 umgekommen. Vermutlich wurde sie erschossen, wenn sie nicht verhungert oder erfroren ist. Niemand weiß ihr Grab.

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Quellen: Adressbücher, KEM, Mb, schriftliche und mündliche Angaben von Herrn Hans Mannheimer und Frau Ilse Meirowitz, BAK:Z Sg 138: verschollen in Riga