Markus I

1. Markus, Karl, Tabakwarenhändler
	geb. 29.5.1880 in Kirchhain b. Kassel
	verheiratet seit 1.1.1908 mit

2. Markus, Karoline geb. Lion
	geb. 20.4.1880 in Saarbrücken

Kinder:

3. Markus, Rudolf
	geb. 24.8.1908 in Saarbrücken

4. Markus, Lieselotte
	geb. 10.3.1921 in Worms

Familie Markus wohnte Worms-Hochheim, Römergarten 14.

Die Eheleute Markus mit Sohn Rudolf waren am 9.4.1914 von Saarbrücken zugezogen nach Worms, Schlossergasse 7. Hier war Karl Markus 1918 im Adressbuch als Reisender, 1920 als Agent für Warengeschäfte gemeldet. Bald danach gründete er die Firma Karl Markus & Co., GmbH, Tabakwaren-Großhandlung und Seilerwaren, Hardtgasse 11.

Sohn Rudolf (Rudi) besuchte die Oberrealschule (heute Gaußgymnasium) und machte dort das Abitur. Am 15.9.1929 ging er als Student nach Frankfurt/Main, am 11.11.1930 nach Freiburg. Unter dem 4.11.1933 ist verzeichnet, dass er sich seit Juni in Dänemark befinde (KEM). Im Oktober 1943, während der Judenaktion in Dänemark flüchtete Rudolf Markus mit Hilfe dänischer Freiheitskämpfer nach Göteborg, Schweden. Nach Kriegsende kehrte er nach Dänemark zurück. Er lebte in Kopenhagen, war verheiratet und starb am 22.Juni 1972. Er ist auf dem jüdischen Friedhof in Kopenhagen beerdigt. Seine Tochter Helle, geb. 28.11.1950 lebt noch dort.

Tochter Lieselotte besuchte die Eleonorenschule, fühlte sich - wie andere jüdische Schülerinnen - nach 1933 zunehmender Missgunst ausgesetzt und verließ deshalb die Schule 1935. Sie ging am 1.2.1937 nach Havelberg (Landgut Freund) zur Vorbereitung auf die Auswanderung. Nach zwei Jahren dieser "Hachschara" wanderte auch sie nach Dänemark aus. 1940 heiratete sie Hans Albert Wahrburg (geb. 4.9.1919 in Schwedt an der Oder). Der Sohn Ruben Walter Wahrburg wurde am 23.11.1940 in Dänemark geboren.

Im Oktober 1943 floh Familie Wahrburg mit Hilfe dänischer Freiheitskämpfer nach Schweden und blieb auch nach dem Krieg dort. Seit 23.12.1956 verwitwet, lebt Frau Lieselotte Wahrburg geb. Markus in Helsingborg/Schweden, ebenso wie ihr Sohn Ruben mit seiner Familie.

Als Folge der nationalsozialistischen Boykott- und Behinderungsmaßnahmen musste Karl Markus sein Geschäft aufgeben. Er und seine Frau verließen Worms am 30.6.1937 nach Bad Nauheim. Er wurde dort Lehrer für "Umschichtler" (Umschüler) an der jüdischen Schule, seine Frau leitete die Küche dieses Instituts. Als diese Schule nach dem Kristallnacht-Pogrom von 1938 aufgelöst wurde, zogen die Eheleute Markus nach Berlin. Dort übernahm Karl Markus eine gleiche Stelle in Berlin-Weißensee, wo auch eine Umschichtler-Schule war. Karoline Markus geb. Lion, starb am 4.9.1942 im jüdischen Krankenhaus, Iranische Straße Berlin. Die Todesursache war mangelhafte Zuteilung von Medizin und Nahrung und fehlende Ärzte. Im Februar 1943 fand die sogenannte "Fabrikaktion" in Berlin statt, worunter Weißensee aufgelöst wurde und Karl Markus als Zwangsarbeiter in eine dortige Munitionsfabrik geschickt wurde.

Später wurde er nach Auschwitz deportiert und zum 8.5.1945 für tot erklärt.

-
Quellen: Adreßbücher, KEM, AK-VHS, AdrVz, Briefe von Frau Lieselotte Wahrburg vom 3.2. und 15.2.1987