Mayer XVI

1. Mayer, Moritz, Kaufmann
	geb. 9.3.1884 in Alsheim
	verheiratet mit

2. Mayer, Irma geb. Neumann 
	(Tochter von Markus Neumann) (s. Neumann III)
	geb. 14.3.1899 in Stadecken 

Kinder:

3. Mayer, Ruth			Mb 500
	geb. 25.12.1922 in Alsheim

4. Mayer, Manfred		Mb 501
	geb. 27.7.1926 in Worms

5. Mayer, Erich			Mb 502
	geb. 12.4.1928 in Worms

Schwester des Ehemannes:

6. Mayer, Julia
	geb. 12.4.1881 in Alsheim

Familie Moritz Mayer wohnte Worms, Andreasstraße 23, im eigenen Haus.

Der Ehemann Moritz Mayer hatte sich Anfang der Zwanziger Jahre als Weinhändler und Weinkommissionär in Worms niedergelassen. Auch in Alsheim unterhielt er weiter ein Weinkommissionsgeschäft, hatte dort auch Besitzungen, Haus und Weinberge.

Moritz Mayer war am 3.8.1914 als Kriegsfreiwilliger ins Feld gezogen. Bei Kriegsende war er Leutnant. Er hatte das E.K. II, die hessische Tapferkeitsmedaille und das 1934 von Reichspräsident von Hindenburg gestiftete Ehrenkreuz für Frontkämpfer erhalten. Er gehörte dem deutschen Offiziersbund, der kameradschaftlichen Vereinigung ehem. Offiziere im Landkreis Worms und dem Hassia-Artillerie-Verein an. Er war Mitglied der demokratischen Partei und des "Reichsbanners".

Beim Kristallnacht-Pogrom wurde die Wohnung der Familie Mayer schwer verwüstet, an jenem kalten Morgen des 10.11.1938 mussten die verängstigten, nur mit Schlafanzügen bekleideten Kinder im Hof stehen und zusehen, wie die Möbel und Einrichtungsgegenstände durch die Fenster herab geworfen wurden. Anderntags, am 11.11.1938 wurde ihr Vater verhaftet und mit insgesamt 87 jüdischen Männern aus Worms und Umgebung vorübergehend ins KZ Buchenwald verbracht.

Unter dem Eindruck all dieser Bedrängnisse entschlossen sich die Eheleute Moritz Mayer, ihre Kinder in Sicherheit zu bringen. Am 3.1.1939 kamen Ruth, Manfred und Erich nach Soultz Sous Forets in Frankreich zu einem Vetter. Im April 1939 ging Ruth nach England zu einer Schwester ihrer Mutter, bald danach kam auch der Großvater, Markus Neumann (s. Neumann III) zu ihnen.

1945 heiratete Ruth Mayer Walter Rothschild und ging mit ihm 1946 nach den USA. Sie hat 5 Kinder: Steven (geb. 1945), Jimmy (geb.1947), Bruce (geb. 1950), Karin (geb. 1952) und Frank (geb. 1954). Ruth Rotschild lebt verwitwet in Baltimore.

Die Söhne Manfred und Erich blieben in Frankreich, 1940 gingen sie nach Vichy zu einer Tante, einer Schwester ihres Vaters, Rosa Biegler geb. Mayer. Es gelang ihnen, den Krieg in Südfrankreich zu überstehen.

Nach 1945 gingen auch Manfred und Erich Mayer in die USA.

Manfred lebt verheiratet in Baltimore. Er hat 3 Kinder: Mark (geb.1960), Tanya (geb.1961) und Lisa (geb. 1963).

Erich wohnt in Wayne New Jersey. Er ist verheiratet und hat 2 Söhne Ronald (geb. 1957), Robert (geb.1959).

Die Schwester des Ehemanns Julia Mayer, die 1934 aus Alsheim in Worms bei ihrem Bruder zugezogen war, konnte 1940 noch Deutschland verlassen. Sie emigrierte am 1.5.1940 nach Italien, wo schon 4 ihrer Geschwister lebten. Sie starb 1975 in Italien.

Die Eltern Moritz Mayer und Irma geb. Neumann hatten um 1940 Ausreise in die USA beantragt, erlebten sie aber nicht mehr. Bis zuletzt hatten sie die Wohnung in ihrem Hause, Andreasstraße 23, behalten können, mussten sie aber vom Winter 1941 an mit noch 8 anderen zwangsweise zu ihnen Eingewiesenen teilen.

Die Eheleute Moritz und Irma Mayer wurden am 20.3.1942 mit dem damaligen Massentransport nach Piaski/Polen deportiert (DepL I, Nr.409 und 410).

Zwei Postkarten, die Moritz Mayer am 12.8. und 15.8. 1942 aus dem "Judenlager" Cholm bei Lublin an Verwandte in Italien schrieb, sind die letzten Lebenszeichen. Moritz und Irma Mayer starben in einem der Vernichtungslager, wahrscheinlich in Belzec.

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Quellen: Adreßbücher, KEM, Mb, VerhVZ 11.11.1938, FrB 40, DepL, mündliche Angaben von Herrn Fred und Eric Mayer am 9.11.1980 in Worms. BAK:Z Sg 138: verschollen in Piaski