Müller I-2

1. Müller, Jakob, Möbelfabrikant, Direktor	Mb 499a
	geb. 10.12.1883 in Kindenheim
	Sohn von Leopold Müller und 
	Johanna, geb. Löwenstein (s. Müller I)

2. Müller, Antonie Friederike geb. Mann		Mb 499b
	geb. 27.7.1890 in Ludwigshafen

Töchter:

3. Müller, Hilde      		Mb 205
	geb. 12.1.1914 in Worms

4. Müller, Beate Charlotte	Mb 499c
	geb. 11.12.1920 in Worms

Familie Jakob Müller wohnte Rathenau-(Horst-Wessel)-Straße 10, im eigenen Haus.

Jakob Müller war Inhaber der Pfälzischen Möbelfabrik A.G., Harxheim-Zell, die schon sein Vater Leopold Müller gegründet hatte. 1908 war Jakob Müller von Landau nach Worms zugezogen, seine Eltern lebten hier seit 1905. Von 1914-17 war Jakob Müller Soldat. Am 16.7.1917 starb sein Vater, danach musste er nach Hause zurückkehren und das väterliche Geschäft übernehmen. Er führte das Unternehmen mit beachtlichem Erfolg weiter, in dem Betrieb waren ca. 160 Personen beschäftigt. Auch in den schweren Nachkriegsjahren und besonders in der Inflationszeit nach 1922 gelang es Direktor Müller immer wieder, auch während branchenüblicher Flauten Stillegungen des Betriebes zu vermeiden und der Belegschaft die Arbeitsplätze zu erhalten. Das war in dem industriearmen Gebiet um Harxheim-Zell für die Bevölkerung und für die Gemeinde von großer Bedeutung.

Nichtsdestoweniger musste Jakob Müller 1937/38 unter Nazidruck seine Fabrik aufgeben.

Tochter Hilde ging laut Mb 1934 nach England, kehrte jedoch noch einmal zurück, um am 12.1.1937 in Worms zu heiraten, den Kaufmann Bernhard Licht, geb. 28.11.1903 in Glogau/Schlesien. Beide gingen danach nach England.

Tochter Beate Charlotte kam 1939 in die Schweiz in ein Internat. Im Herbst 1938 waren ihre Eltern bei ihr zu Besuch, als in Deutschland der Kristallnacht-Pogrom wütete. Auch ihr Haus in Worms, in dem Jakob Müllers Mutter allein zurückgeblieben war, wurde am 10.11.1938 schwer verwüstet. Als sie von den schrecklichen Ereignissen erfuhren, beschlossen die Eheleute Müller, nicht mehr nach Worms zurückzukehren. Tochter Beate Charlotte konnte dank der Hilfe von Freunden der Familie zunächst noch in der Schweiz bleiben und später zu ihrer Schwester nach England gelangen. Die Eltern fanden Zuflucht in Frankreich, wurden aber nach Ausbruch des zweiten Weltkriegs als Deutsche interniert und ins Lager Gurs/Südfrankreich gebracht.

In dieses Lager kam im Oktober 1940 auch Jakob Müllers Mutter, Johanna Müller, die von Mannheim aus bei der Sonderaktion der Gauleiter Bürckel (Pfalz) und Wagner (Baden) gegen die Juden in ihren Gebieten deportiert worden war. Mit Hilfe guter französischer Freunde gelang es Familie Müller, sich bis zum Kriegsende in Frankreich verborgen zu halten. Auf diese Weise konnten sie unter schweren Entbehrungen und in steter Angst schlimme Jahre überleben. Nach dem Krieg gingen sie zunächst nach England zu ihren Töchtern.

Am 26.10.1949 kehrte Jakob Müller und seine Frau Antonie nach Deutschland zurück. Sie wohnten zuerst kurz in Worms, am 9.7.1950 zogen sie nach Bubenheim, dorthin kam dann auch die Mutter des Ehemannes, Johanna Müller. Sie starb 1951 in Worms.

Jakob Müller übernahm wieder seine Möbelfabrik und führte sie erneut verdienstvoll weiter. 1957 gründete er die Unterstützungskasse der Pfälzischen Möbelfabrik A.G., e.V., die seinen Betriebsangehörigen im Alter und in Fällen der Not Unterstützung gewährte. Zu seinem 70. Geburtstag am 10.12.1953 wurden ihm zahlreiche Ehrungen zuteil. 1959 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande. Direktor Jakob Müller starb in Bubenheim am 31.10.1960 und wurde auf dem neuen israelitischen Friedhof in Worms beerdigt.

Die verwitwete Frau Antonie Müller zog 1962 nach Worms und lebte weiterhin hier. Tochter Hilde Licht wohnt in England, ebenso ihre Schwester Beate Charlotte, verheiratete Goldstaub.

Frau Antonie Müller starb im Februar 1985 in Worms und wurde auf dem neuen Judenfriedhof an der Seite ihres Mannes beigesetzt.

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Quellen: Adreßbücher, KEM, Mb, mündliche Angaben von Frau Antonie Müller 1981, Brief von Frau Hilde Licht, Zeitungsausschnitte von 1953 und 1959, Todesanzeige von Frau Antonie Müller