Sedel

1. Sedel, Abraham
	geb. 13.12.1876 in Heßloch
	verheiratet mit

2. Sedel, Rosa geb. Frank	Mb 574
	geb. 24.8.1876 in Edelfingen

2 Töchter, Gerda und Ella, waren schon emigriert, ehe die Eltern nach Worms zuzogen.

Die Eheleute Sedel wohnten Goethestraße 10 (Haus Reinheimer - Kristeller).

Sie sind am 16.5.1938 von Heßloch nach Worms zugezogen. Abraham Sedel war Ziegenmetzger in Heßloch gewesen.

Wahrscheinlich hatten die beiden gehofft, in der größeren Stadt sicherer vor Anfeindungen zu sein als auf dem Dorf, wo sie jeder kannte. Aber schon bald holte sie der Naziterror auch in Worms ein. Während des Kristallnacht-Pogroms wurde dem Haus Goethestraße 10 besonders übel mitgespielt. Nach Augenzeugenberichten soll Abraham Sedel, der sich in einem Kleiderschrank versteckt hatte, mit dem Schrank zum Fenster hinausgeworfen worden sein.

Danach wurde er sofort verhaftet und mit insgesamt 87 jüdischen Männern aus Worms und Umgebung vorübergehend ins KZ Buchenwald verbracht.

Bald nach seiner Rückkehr starb Abraham Sedel in Worms am 10.12.1938 an den Folgen der KZ-Haft. Er wurde - an seinem Geburtstag - auf dem neuen israelitischen Friedhof in Worms beigesetzt.

Die verwitwete Ehefrau Rosa Sedel zog am 6.6.1939 um in die Gymnasiumstraße 6 (Haus Reinheimer). Am 23.8.1939 verließ sie Worms und emigrierte nach New York zu ihren Töchtern. Das Schiff, mit dem sie die Überfahrt angetreten hatte, geriet in Seenot und sank. Rosa Sedel konnte gerettet werden und wurde in Schottland an Land gebracht. Von da konnte sie dann später weiter in die USA gelangen. Sie ist in New York gestorben.

Ihre Töchter leben beide verwitwet in Jackson Heights New York. Ella war verheiratet mit Dr. Steppacher, ihre Schwester Gerda Kahn lebt im selben Haus und hat dort einen Massagesalon.

Ein Bruder Abraham Sedels, Jakob Sedel (geb. 21.6.1881 in Heßloch), ist zusammen mit seiner Frau Helene geb. Lieber (geb. 17.12.1884), seinem Sohn Albert (geb. 18.6.1910) dessen Ehefrau Frieda geb. Kahn (geb. 26.6.1906) und Sohn Lupo (geb. 8.6.1942) von Mainz aus deportiert worden und in Polen verschollen (BAK:Z Sg 138).

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Quellen: KEM, VerhVZ 10.11.1938, Bgr.L., Mb, Aussagen von Ortsvorsteher Menger aus Heßloch, BAK