Ziegellaub

1. Ziegellaub, Ignaz, Kaufmann		Mb 22
	geb. 7.11.1881 in Kolomea/Polen
	verwitwet, Ehefrau war seit 24.5.1904
	Ziegellaub, Adele geb. Rosenrauch 
	(geb. 1.1.1874 in Kolomea, gest. 28.8.1932 in Worms, 
	Schwester von Ida Resch geb. Rosenrauch (s. Resch))

Söhne:

2. Ziegellaub, Joseph		Mb 23
	geb. 4.4.1905 in Worms

3. Ziegellaub, Friedrich (gerufen Fritz später Fred)	Mb 24
	geb. 2.3.1907 in Worms

4. Ziegellaub, Adolf		Mb 25
	geb. 1.5.1908 in Worms

Familie Ziegellaub wohnte Ludwigsplatz 1, im eigenen Haus.

Ignaz Ziegellaub war 1901 von Kolomea nach Worms zugezogen. Er wohnte zuerst Kämmererstraße 61, 1904, nach der Heirat, zu der seine Frau von Kolomea nachkam, wohnte das Ehepaar Friedrichstraße 12. 1914 erwarb Ignaz Ziegellaub das Haus Ludwigsplatz 1, seitdem wohnte die Familie da. Im selben Haus befand sich auch das Möbelhaus E. Scheiring, das Ignaz Ziegellaub damals übernahm und weiterführte. Es war ein größeres Unternehmen in renommierter Geschäftslage und in Worms sehr bekannt.

Die Eheleute Ziegellaub blieben polnische Staatsangehörige. Die Söhne, die alle drei im Humanistischen Gymnasium waren, wurden in den hessischen Staatsverband eingebürgert, Joseph 1927, Friedrich 1928, Adolf 1931.

Sie waren damit auch deutsche Staatsbürger, jedoch nur bis zum 29.12.1933, zu diesem Datum wurde ihnen die deutsche Staatsangehörigkeit wieder aberkannt, doch da war die ganze Familie schon nicht mehr in Worms.

Schon bald nach Hitlers Machtergreifung gab Ignaz Ziegellaub sein Geschäft auf. Wann er Worms verließ, ist nicht ganz klar, auf jeden Fall lebte er im Mai 1933 schon in Straßburg. Von Frankreich aus wanderte er später nach Palästina weiter, er lebte noch längere Zeit in Israel und ist dort gestorben.

Sohn Joseph war Student. Von 1929 bis 1932 war er in Berlin. Nach kurzem Aufenthalt in Worms meldete er sich am 20.1.1933 wieder ab nach Frankfurt. Von da ging er nach Frankreich, dann über die Niederlande nach England.

Dort arbeitete er als Regieassistent, starb aber schon 1949 in London.

Sohn Friedrich studierte von 1927-1933 zuerst in Heidelberg Medizin und dann in Frankfurt am Institut für Sozialforschung Psychoanalyse. 1933, nach Zusammenstoß mit nationalsozialistischen Studenten, lag er im Krankenhaus, danach ging er in den Untergrund. Illegal emigrierte er im Mai 1933 nach Frankreich, dort heiratete er 1934 Dora Schpiro (geb. 1908 in Igstadt/Hessen). Mit ihr wanderte er 1935 nach den USA aus.

Nach schwerem Anfang wurde er 1939 Fürsorger und Bewährungshelfer und stieg dann sehr rasch in leitende Funktionen auf. Nach dem Krieg war er Direktor des "American Joint Distribution Committee" in Frankfurt/Main, einer Organisation amerikanischer Juden, die jüdischen Gemeinden in Deutschland beim Wiederaufbau half. Als Vertreter dieser Organisation sprach Fred Ziegellaub am 27.9.1959 in Worms bei der Grundsteinlegung der danach wiederaufgebauten Wormser Synagoge. Obwohl Bürger der USA, fühlte er sich nach wie vor mit seiner Geburtsstadt Worms verbunden und fand versöhnliche Worte, insbesondere für die Wormser, die ihm als Freunde seiner Kindheit wiederbegegnet waren, darunter der damalige Oberbürgermeister Heinrich Völker.

Fred und Dora Ziegellaub haben zwei Töchter: Hannah Adele, geb. 1945, ist Künstlerin, Miriam Ruth geb. 1947 ist Lehrerin M.A.

Fred Ziegellaub starb am 8.9.1973 in New York.

Sohn Adolf studierte Architektur. Vom 17.1.1931 bis 30.1.1933 war auch er in Frankfurt/Main. Am 11.5.1933 meldete er sich auch nach Frankreich ab. Wie sein Vater ging er weiter nach Palästina, dort arbeitete er als Architekt und lebt heute noch in Israel.

-
Quellen: KEM, Adreßbücher, AK-VHS, Mb, Artikel: Ziegellaub, Fred in: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, Bd. I, S. 846, Festschrift zur Wiedereinweihung der Alten Synagoge zu Worms, S. 262 f