Bertram

1. Bertram, Rosa geb. Kuhn
	geb. 22 6.1898 in Worms
	Tochter von Julius Kuhn und Berta geb. Herz.
	Als Kind jüdischer Eltern gehörte Rosa Kuhn 
	zunächst ebenfalls zur jüdischen Religionsgemeinschaft, 
	trat dann aber zum Katholizismus über und 
	wurde am 30.12.1919 getauft.
	Am 10.1.1920 erfolgte die Verheiratung mit

2. Bertram, Karl
	geb. 2.1.1894 in Worms (katholisch)

Söhne:

3. Bertram, Otto
	geb. 4.12.1921 in Worms (katholisch)

4. Bertram, Karl Heinz
	geb. 24.11.1922 in Worms (katholisch)

Familie Karl Bertram wohnte in Worms, Wollstraße 13, im eigenen Haus.

Der Ehemann Karl Bertram betrieb in seinem Haus eine Ledertreibriemen-Fabrik und eine Leder-Großhandlung. Das Geschäft, sein Inhaber und seine stets freundliche Ehefrau waren vielen Wormsern gut bekannt.

Wahrscheinlich hatte die Familie unter der nationalsozialistischen Rassengesetzgebung zu leiden, weil ihre konvertierte Mutter nach wie vor als Jüdin galt. Von dem jüngsten Sohn Karl Heinz ist bekannt, dass er am 23.5.1944 zur Organisation Todt eingezogen wurde und bei dieser halbmilitärischen Bautruppe im Kriegseinsatz war. Er kehrte erst am 24.4.1946 nach Worms zurück. Der älteste Sohn Otto scheint gegen Kriegsende auch irgendwo im Einsatz und nicht in Worms gewesen zu sein.

Am 19.12.1944 wurde Frau Rosa Bertram zusammen mit den noch in Worms verbliebenen Partnern aus "Mischehen" Alfred Lang (s. Lang II) und Erich Salomon (s. Salomon III) verhaftet und zunächst im Keller des Polizeigefängnisses in der Erenburgerstraße festgehalten. Nach zwei Wochen wurde sie nach Bensheim gebracht, wo sich seit der Bombardierung von Darmstadt die Gestapo-Dienststelle für Hessen befand. Im Keller dieser Dienststelle Ecke Darmstädterstr./Kirchbergstr. blieb Rosa Bertram unter unmenschlichen Bedingungen bis März 1945 gefangen. Kurz bevor die Amerikaner Bensheim erreichten, wurde Frau Rosa Bertram zusammen mit noch 11 weiteren Gefangenen (darunter auch Erich Salomon) von der Gestapo auf den Kirchberg bei Bensheim verschleppt und dort erschossen. Die Leichen wurden sofort auf dem Kirchberg verscharrt, später wurden die meisten auf dem Ehrenfriedhof in Bensheim beerdigt. Frau Rosa Bertram wurde nach Worms überführt und ist auf dem Friedhof Hochheimer Höhe beigesetzt.

Ihr Mann Karl Bertram hat am 2.5.1945 der Alliierten Militärbehörde einen genauen Bericht über das qualvolle Ende seiner Frau vorgelegt. Ein Zeitungsbericht des Bergsträßer Anzeigers vom 16.3.1985 zeichnet das entsetzliche Geschehen eindrucksvoll nach. (siehe Anlage)

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Quellen: Adressbücher, KEM, AK-VHS, KjE, Bergsträßer Anzeiger 16.3.1985