Frank IV

1. Frank, Nathan, Handelsmann
	geb. 17.4.1867 in Bechtolsheim
	verheiratet seit 1910 in zweiter Ehe mit

2. Frank, Eva geb. Nordschild
	geb. 12.3.1873 in Niederwerra / Schweinfurt

Kinder: (aus erster Ehe mit Natalie geb. Hirsch, gest. in Dolgesheim)

3. Frank Anna (verheiratet mit Willi Löb in Rüsselsheim)
	geb. 1.9.1895 in Dolgesheim

4. Frank, Dora
	geb. 25.10.1900 in Dolgesheim

(aus zweiter Ehe)

5. Frank, Julius
	geb. 21.2.1911 in Dolgesheim

Familie Nathan Frank wohnte seit 16.9.1930 in Worms, Kämmererstraße 33

Lange Jahre hatte die Familie in Dolgesheim gelebt. Sie mussten ihren Heimatort schon vor Beginn dem Dritten Reiches verlassen, weil sie sich dort nicht mehr sicher fühlten. Besonders der Sohn Julius war ständiger Bedrohung durch die dortigen Nationalsozialisten ausgesetzt, nicht nur, weil er Jude war, wohl mehr noch wegen seiner politischen Betätigung. Schon seit früher Jugend war er Mitglied der SPD und setzte sich aktiv für ihre Ziele ein. Er war führend tätig im örtlichen "Reichsbanner", dem Schutzbund aller demokratischen Kräfte zur Verteidigung der Republik, der in ihrer Endphase gegen die Wehrverbände der NSDAP gegründet worden war. Seine politischen Gegner verfolgten ihn deshalb mit Hass und unversöhnlicher Feindschaft. Er wurde eines der ersten Opfer des nationalsozialistischen Sieges.

"Das hessische Amtsgericht Oppenheim hat mitgeteilt, daß der Handelsmann Julius Frank, 22 Jahre alt, wohnhaft in Worms, Kämmererstraße 33, geboren zu Dolgesheim, im Gemeindehaus am siebenten März des Jahres Tausendneunundertdreiunddreißig, vormittags um zehneinhalb Uhr, tot aufgefunden worden sei. Der Verstorbene wurde zuletzt am siebenten März dieses Jahres um zehn Uhr vormittags lebend gesehen."

So lautet die am 9.3.1933 vom Standesamt Dolgesheim ausgefertigte Sterbeurkunde.

Älteren Wormser Sozialdemokraten ist dieser Fall bekannt, und sie wissen, dass Julius Frank keines natürlichen Todes gestorben ist. Er wurde in der Nacht vom 6/7 März 1933 von 4 Dolgesheimer SA-Männern aus seiner Wohnung in Worms gewaltsam entführt und erhängt.

Julius Franks Ermordung wurde schon damals durch Veröffentlichung deutscher Emigranten im Ausland bekannt (Düwell: Die Rheingebiete in der Judenpolitik des Nationalsozialismus S. 83). Sehr bezeichnend ist ihre Behandlung im Inland, hier wurde darüber nicht nur nichts veröffentlicht, eine Behörde wie das Amtsgericht Oppenheim begnügte sich mit der lapidaren Feststellung, wann, wo und wie der Tote aufgefunden worden war und sah offenbar keine Veranlassung, der Todesursache nachzugehen. Die zuständigen Organe hatten den Rechtsstaat bereits außer Kraft gesetzt, wenige Wochen nach Hitlers Machtergreifung am 30.1.1933 und nur wenige Tage nach der Reichtagswahl vom 5.3.1933, die Hitler keineswegs uneingeschränkt bestätigt hatte. Julius Frank wurde am 9.3.1933 auf dem neuen jüdischen Friedhof beerdigt (Abt. E, Reihe 4, Nr. 41). Sein Grab ist erhalten und wird heute noch von alten Freunden gepflegt.

Nach diesen schrecklichen Ereignissen meldeten sich die Eheleute Nathan Frank und Tochter Dora am 14.4.1933 ab nach Frankfurt/Main, Rhönstraße 29. Es ist nur bekannt, dass Tochter Dora Frank nach dem Krieg in England lebte.

Nachtrag 2002: Im Jahr 2000 hat der Kölner Rechtanwalt Winfried Seibert in einem Aufsehen erregenden Buch die Hintergründe des Geschehens geklärt: W. Seibert, Der Dolgesheimer Mord, Verlag Brandes und Apsel, Frankfurt. Vergl auch : Mainzer Geschichtsblätter, Heft 12, 2000

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Quellen: KEM, Todesurkunde Julius Frank, Düwell: Die Rheingebiete in der Judenpolitik des Nationalsozialismus, Bonn 1968, persönliche Erinnerungen von Herrn Ludwig Kölsch, Worms, persönliche Erinnerungen von Herrn Naftali Dolev, Israel (früher Hugo Dewald, Worms (s. Dewald)), der sich auf Informationen durch die Schwester des Ermordeten berufen kann und von ihr auch die Namen der Mörder erfuhr, AK-VHS, Bgr.L.