Grünfeld

1. Grünfeld, Leo, Kaufmann
	geb. 11.10.1869 in Kremsier
	verheiratet seit 1900 mit

2. Grünfeld, Karoline Laura geb. Bodenheim, gen. Lina
	geb. 17.11.1878 in Worms (s. Bodenheim II)

Kinder:

3. Grünfeld, Agnes Margarete	Mb 538
	geb. 15.4.1901 in Worms

4. Grünfeld, Alfred Friedrich	Mb 26
	geb. 2.3.1904 in Worms

5. Grünfeld, Otto Wilhelm	Mb 428
	geb. 27.1.1912 in Worms

Der Ehemann Leo Grünfeld kam 1895 als Angestellter nach Worms und war Hardtgasse 9, bei Jakob Löb, Witwe gemeldet. Er war angestellt bei der Getreidehandlung Bayerthal. 1898 wohnte er als Kaufmann am Obermarkt, 1900, nach seiner Verheiratung, wohnte er mit seiner Familie Renzstraße 22, kurz in der Siegfriedstrße 24, ab 1907 Martinsgasse 17 = Moltkeanlage 6.

Leo Grünfeld trat Anfang des Jahrhunderts in die Firma seines Schwiegervaters ein (s. Bodenheim I und II).

1909 war er Prokurist in dieser Firma. Nachdem die Inhaber, sein Schwiegervater und dessen Bruder, gestorben waren, übernahm er das Geschäft, zusammen mit der verwitweten Schwägerin seines Schwiegervaters, Babette Bodenheim, geb. Dreifus (gest. 1935) . Es handelte sich um die Firma A. Bodenheim, Ledergroßhandlung und Ledermanufaktur, Marktplatz 29. Seit 1932 war Leo Grünfeld Alleininhaber der Firma.

Die Tochter Agnes Margarete wanderte 1939 nach England aus. Sie blieb unverheiratet und lebte bis 1946 in Süd-England, bis 1957 in London und bis zu ihrem Tod am 3.11.1974 in Manchester.

Der ältere Sohn Alfred hatte am 31.1.1933 vom Hessischen Justizminister die Zulassung als Rechtsanwalt beim Amtsgericht Worms, bei der Kammer in Handelssachen in Worms und beim Landgericht der Provinz Rheinhessen in Mainz erhalten. Er hatte seine Praxis zunächst Moltkeanlage 6, dann noch kurze Zeit in der Siegfriedstraße. Am 26.4.1933 erhielt er vom Hess. Justizminister die Zurücknahme der Zulassung zur Rechtsanwaltschaft mit Wirkung vom 1.5.1933. Er emigrierte deshalb schon bald danach, noch im Jahr 1933 nach Mailand, Italien. Er wurde am 10.5.1937 abgemeldet und ging später nach England. In England nahm er (zur Meldung beim Militär) den Namen Fields an. Er war mit einer Ungarin verheiratet und hat einen Sohn. Er lebte in London als Journalist, Dichter und Übersetzer. Er hat Shakespeare-Sonette ins Deutsche übersetzt und in einem kleinen Bändchen heraus gegeben. Am 7.3.1974 starb er in London.

Nach seinem Bruder, aber noch vor seiner Schwester ging auch der jüngste Sohn Otto von Worms weg. Im Dezember 1935 emigrierte er nach Italien. Er wurde ebenfalls am 10.5.1937 abgemeldet. 1939 ging er auch nach England. Er nahm ebenfalls zur Meldung beim Militär den Namen Fields an. Otto Fields lebt in Manchester.

Die Eltern Leo und Lina Grünfeld blieben in Worms zurück. Leo Grünfeld hatte im öffentlichen Leben der Stadt, z.B. Ende der zwanziger Jahre als Handelsrichter, eine Rolle gespielt, ebenso in der jüdischen Gemeinde, wo er im Israelitischen Unterstützungsverein tätig war.

(Sein Stiefbruder Dr. Richard Grünfeld, war Rabbiner und der Schwiegersohn des Ehrenrabbiners Dr. Alexander Stein, (Rabbiner in Worms von 1867 - 1910,) hat aber nicht in Worms gelebt).

1936 waren die Eheleute Grünfeld noch mit ihrer Tochter Agnes zusammen umgezogen in die Berggartenstraße 6. Später verbrachten sie einige Zeit in Wiesbaden und kehrten nach Worms, Kaiser-Wilhelm-Straße 11, II. Stock zurück.

Die Firma A. Bodenheim, die seit 1828 bestanden hatte, ging durch die ständigen Boykott- und Behinderungsmaßnahmen der Nazis immer mehr zurück. Im April 1938 bestand sie noch mit einem Angestellten, am 9.1.1940 wurde sie endgültig im Handelsregister gelöscht. Im Winter 1940/41 wurden die Eheleute Grünfeld in die Judengasse 6 umgesiedelt, zwangsweise, wie die meisten damals noch in Worms lebenden Juden.

Am 3.10.1941 wurden beide vorübergehend in Mainz in Gestapo-Haft genommen. Näheres darüber ist nicht bekannt. Leo Grünfeld hatte für sich und seine Frau Auswanderung in die USA beantragt.

Die Eheleute Leo und Karoline Grünfeld wurden von Darmstadt aus am 27.9.1942 nach Theresienstadt deportiert, zusammen mit 1286 Juden aus Hessen ( DepL II, Nr. 949 und 950). Sie verließen Worms am 24.9.1942, mit ihnen wurden noch 90 andere Wormser deportiert.

Lina Grünfeld starb in Theresienstadt am 7.12.1942, Leo Grünfeld am 17.3.1943 ebenfalls in Theresienstadt.

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Quellen: Adressbücher, Mb, AK-VHS, Tagebuch einer jüdischen Gemeinde (Mainz), hrsg. von Dr. Anton Keim (S. 50), DepL II, FrB 40, Briefe von Mr. Alfred Fields, Angaben mit Unterlagen von Mr.Otto Fields vom 24.5.1982, auch BAK:Z Sg 138