Kiefer I

1. Kiefer, Isidor, Fabrikant	Mb 245
	geb. 26.5.1871 in Worms
	verheiratet seit 27.2.1903 mit

2. Kiefer, Else geb. Wolf	Mb 246
	geb. 20.1.1881 in Mannheim

Töchter:

3. Kiefer, Änne		Mb 149
	geb. 23.5.1909 in Worms

4. Kiefer, Herta	Mb 247
	geb. 4.4.1916 in Worms

Familie Isidor Kiefer wohnte seit 1906 Berggartenstraße 8, ab 1931 Kriemhildenstraße 20, im eigenen Haus.

Isidor Kiefer war der zweite Sohn des aus Rheindürkheim stammenden Salomon Kiefer (1829 - 1892) und Ehefrau Barbara geb. Rheinstrom gen. Babette (1840 - 1909) aus Steinbach. (Eheschließung dieser beiden 8.6.1866). Salomon Kiefer ist erstmals 1867 im Wormser Adreßbuch genannt, und zwar als Eisenhändler, Kämmererstraße 70. Dieses Haus stand an der Einmündung der damaligen Mathildenstraße (heute Friedrichstraße) an der Stelle der späteren Stadtapotheke. Das Haus Salomon Kiefers hatte den Eingang in der Kämmererstraße, die Hausnummer wurde 1895 von 70 auf 60 geändert.

Aus der Ehe entstammten vier Kinder: der älteste Sohn Karl, geb. 1868 wanderte 1890 nach Amerika aus, er starb 1931 in den USA. Die einzige Tochter Lina geb. 1870, verheiratete Kronenberger, lebte bis 1936 in Mainz und starb 1946 in New York. Nur die Söhne Isidor und August (geb. 27.1.1873 - s. Kiefer II) blieben in Worms.

Nach dem Tod Salomon Kiefers 1892 führte seine Witwe das Geschäft weiter, ab 1893 mit dem noch nicht 22 Jahre alten Sohn Isidor als Prokurist. Sein Bruder August trat später ebenfalls in dieses Geschäft ein. Die Brüder Kiefer vergrößerten es Anfang des 20. Jahrhunderts zu einer Maschinen- und Metallwarenfabrik S. Kiefer, zuerst Friedrichstraße, später Liebenauer Feld 9, im eigenen Anwesen.

Isidor Kiefer hatte 1890/91 in der Wormser Kaserne an der Dechaneigasse (heute Jugendherberge) als Einjährig-Freiwilliger seinen Militärdienst abgeleistet. Am ersten Weltkrieg nahm er als Offizier teil.

Neben seiner geschäftlichen Tätigkeit widmete sich Isidor Kiefer, langjähriger Vorsteher der jüdischen Gemeinde Worms, den Belangen dieser Glaubensgemeinschaft. Unter seiner Leitung wurde 1924 das jüdische Museum in der alten Synagoge eingerichtet, und er betreute es dann auch weiter.

Er beschäftigte sich sehr eingehend mit der Geschichte der Wormser Judengemeinde und veröffentlichte seine Aufsätze, z.B. in der Festschrift zum 900-jährigen Bestehen der Wormser Synagoge 1934.

Im April 1933 fuhren Isidor Kiefer und seine Frau zur Weltausstellung nach Philadelphia. Dort beschlossen sie, nicht wieder nach Worms zurückzukehren. Sie ahnten, was den Juden in Deutschland bevorstand. Sie beendeten ihre Rückreise in Belgien, von Brüssel aus emigrierten sie endgültig nach New York.

Auch die Töchter gingen in die USA, Änne 1933, Herta im September 1934.

Änne heiratete in USA Rudolph Oppenheimer. Sie lebt in South Orange New Jersey, hat drei Töchter, Doris Tamarkin, Susi Paul, Joan Cohen, sowie 8 Enkelkinder.

Herta Kiefer ist verheiratet mit Mr. Griffenhagen und lebt in Winston Salem North Carolina, hat eine Tochter, Carol Dallos und 3 Enkelkinder.

Isidor Kiefer hat sich nach dem letzten Krieg große Verdienste um den Wiederaufbau der Wormser Synagoge erworben.

1954 verfasste er ein Memorandum zum Wiederaufbau der Synagoge, auf diesem Werk fußte größtenteils die spätere Verwirklichung dieses Vorhabens. Er gab auch wichtige Anregungen und Hinweise für die Dissertation von Dr. Otto Böcher, die ebenfalls wesentlich zum Wiederaufbau der Synagoge beitrug. Isidor Kiefer blieb trotz bitterer Erfahrung seiner Heimatstadt Worms verbunden, besuchte sie öfter und nahm so auch unmittelbaren Anteil am Wiederaufbau der Synagoge. Bei der Grundsteinlegung 1959 hielt er eine ergreifende Ansprache, leider konnte er die Wiederweihe der Synagoge am 3.12.1961 nicht mehr miterleben, er starb am 16.10.1961. Noch im Sommer 1961 hatte er durch eine seiner Enkelinnen wertvolle silberne Kultgeräte nach Worms bringen lassen, seine Stiftung zur Ausstattung der wiedererrichteten Synagoge.

Frau Else Kiefer starb am 12.4.1967 in New York.

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Quellen: Adreßbücher, KEM, Mb, Wormser Zeitung 26.5.1961, 23.10.1961; Erinnerungen von Isidor Kiefer in "Wonnegauer Heimatblätter" Nr. ?/1959, Aufsatz von F. Reuter: "Jüdisches Worms, von Juden beschrieben" in "Wonnegauer Heimatblätter" Nr. 11/1973, mündliche Informationen von Frau Änne Oppenheimer und Frau Herta Griffenhagen v. 8.11.1980