Kochmann II

1. Kochmann, Joseph
	geb. 7.3.1886 in Mikolai, Kreis Pless
	Eheschließung am 14.10.1919 in Worms mit

2. Kochmann, Rosa geb. Kaufmann
	geb. 28.7.1888 in Posen

Kinder:

3. Kochmann, Hans		Mb 279
	geb. 5.8.1920 in Worms

4. Kochmann, Manfred
	geb. 29.9.1925 in Worms

5. Kochmann, Rudolf
	geb. 11.4.1928 in Worms

Familie Joseph Kochmann wohnte von 1922 bis 1934 Martinsgasse 15, 1934-1936 Lutherplatz 1.

Joseph Kochmann war am 1.6.1913 von Frankfurt/Main nach Worms zugezogen. Er wohnte zuerst Stephansgasse 1. nach seiner Heirat zog er am 8.11.1919 in die Kämmererstraße 2, wo sich das von seiner Frau kurz vorher gegründete Schuhgeschäft R. Kaufmann befand. Das Geschäft wird erstmals im Adreßbuch 1920 genannt, dabei wird Joseph Kochmann als Inhaber angegeben. Er war zeitweilig auch bei seinem Bruder Sally in der Firma Gebrüder Kochmann, Herren- und Damenkonfektion, Kämmererstraße 29 beschäftigt, von 1922-1925 sogar als deren Alleininhaber gemeldet (s. Kochmann I).

Das Schuhhaus R. Kaufmann gehörte zu den größten der Branche, hatte auch im Wormser Geschäftsleben bis zum Beginn des Dritten Reiches einen festen Platz. Dazu hat wohl nicht nur seine gute Geschäftslage beigetragen. 1928 wurde es in größere Geschäftsräume verlegt, nach Kämmererstraße 18. Als am 1.4.1933 überall in Deutschland jüdische Geschäfte boykottiert wurden, standen SA-Posten auch vor dem Schuhhaus Kaufmann. Danach verschlechterte sich die Lage immer mehr, 1936 mußten die Kochmanns ihr Geschäft aufgeben, die Familie verzog am 21.9.1936 nach Frankfurt/Main.

Sohn Hans war am 10.12.1935, 15 Jahre alt, allein nach Frankreich gegangen, bald aber wieder zurückgekehrt. Danach ging er nach Frankfurt, noch ehe die Familie dort hinzog. Er war dort in einer Ledergroßhandlung in der Lehre.

Vater Joseph Kochmann ging in Frankfurt für eine Hausschuhfabrik, die ihn früher beliefert hatte, als Vertreter auf Reisen, um seine Familie über Wasser zu halten. Am 10.11.1938 wurde er im Bahnhof Köln von der Gestapo verhaftet und wie viele andere Juden in das Konzentrationslager Buchenwald verbracht. Da er im 1. Weltkrieg in der deutschen Armee gedient hatte, wurde er nach 5 Wochen entlassen, mußte sich aber jede Woche bei der Gestapo melden.

Sohn Hans, inzwischen über 18 Jahre alt, wurde zur Zwangsarbeit in den Steinbruch geschickt.

Im Juli 1939 gelang es Frau Rosa Kochmann nach großen Bemühungen, Schiffskarten nach Schanghai zu erhalten. Dadurch konnte die Familie Deutschland noch vor Ausbruch des zweiten Weltkriegs verlassen und ihr Leben retten. Allerdings hatte sie in Schanghai noch schwere Jahre durchzustehen. Frau Rosa Kochmann, geb. Kaufmann starb dort 1945 an Brustkrebs.

Der übrigen Familie glückte nach Kriegsende mit Hilfe von Freunden und Verwandten die Einwanderung in die USA. Hier fand sie endlich eine neue Heimat. Joseph Kochmann starb am 14.8.1963 in New York.

Hans Kochmann heiratet noch in Schanghai am 15.8.1945 Dorothea Anita Blumenstein, geb. 5.7.1926 in Berlin.

Die Eheleute haben zwei Kinder, die älteste Tochter Yvonne Rose, geb. 6.3.1949 in New York, starb schon am 25.5.1965 in New York an Krebs, der Sohn Ronald Mark, geb. 30.8.1950 in New York, verheiratete sich am 19.4.1980 mit Kathleen Bott, geb. 9.9.1952 in New York. Beide haben ein Kind, Victoria Yvonne, geb. 24.4.1982 in New York.

Manfred Kochmann verheiratete sich am 12.5.1963 in New York mit Margarete Rosenthal, geb. 30.6.1938 in Berlin.

Sie haben zwei Kinder, Sandra, geb 2.1.1965, Gerald geb. 16.3.1970, beide in New York.

Rudolf Kochmann verheiratete sich am 3.11.1950 mit Evelyn Guttentag, geb. 30.6.1938 in Berlin. Sie haben zwei Kinder, Ronald Stephen, geb. 11.9.1951, in New York, Deborah Lynn, geb. 30.7.1957 in New York.

Hans Kochmann hat mit seiner Frau Worms 1984 zum ersten Mal wieder besucht.

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Quellen: Adreßbücher, KEM, Mb, AK-VHS, mündlicher und schriftlicher Bericht von Herrn Hans Kochmann, März/April 1984