Krieger

1. Krieger, Jakob, Schuhmacher	Mb 63
	geb. 10.7.1877 in Klucznikowic/Galizien, früher Österreich,
	nach 1919 Polen
	verheiratet seit 30.8.1900 mit

2. Krieger, Rosa geb. Rosner	Mb 64
	geb. 29.6.1874 in Rajcze

Kinder:

3. Krieger, Isak (Isi)	Mb 65
	geb. 3.1.1903 in Rajcze

4. Krieger, Hedwig	Mb 154
	geb. 8.7.1904 in Rajcze
	Seit 1927 verheiratete Englender in Ludwigshafen

5. Krieger, Charlotte	Mb 66
	geb. 2.8.1912 in Worms

6. Krieger, Selma	Mb 67
	geb. 27.4.1914 in Worms

Familie Krieger wohnte Gaustraße 11, hier betrieb auch der Ehemann ein Schuhmachergeschäft.

Die Eheleute waren mit den zwei ältesten Kindern am 24.5.1905 von Berlin nach Worms zugezogen. Der Ehemann war österreichischer Staatsangehöriger, deshalb war er im ersten Weltkrieg österreichischer Soldat und wurde nach Wien einberufen. 1916 geriet er in russische Kriegsgefangenschaft, 1919 kehrte er zurück. Er hatte das Verwundeten-Abzeichen. Durch den Vertrag von Saint-Germain vom 10.9.1919 wurde Galizien polnisch, dadurch wurden alle Angehörigen der Familie Krieger polnische Staatsbürger.

Sohn Isak, gen. Isi, besuchte die Oberrealschule (heute Gaußgymnasium) und schloß sie mit dem "Einjährigen" (mittlere Reife) ab. Danach besuchte er die Ingenieurschule Mannheim, fand aber nach Abschluß des Studiums gegen Ende der zwanziger Jahre keine Arbeit. So war er in der Zeit der großen Arbeitslosigkeit als Reisender tätig. Seit 1927 war er mit einem nichtjüdischen Mädchen befreundet, Anna Uhrig aus Leiselheim. Wegen dieser Freundschaft wurde er denunziert und kam ins damals neu errichtete KZ Osthofen, das bis zum Winter 1934/35 bestand.

Isi Krieger war dort im Sommer 1933 mehr als 4 Monate in Haft. Für ihn und seine Familie begannen nun sehr schlimme Jahre, die er selbst in beiliegendem Bericht sehr eindringlich schildert (s. Anlage).

Nach Isi Kriegers Rückkehr aus Osthofen hatte die Famile mit Recht Angst vor weiterer Bedrohung und Gefährdung. Deshalb verließ die Familie Worms am 31.10.1933 und ging nach Bielitz/Polen (Biala). Mit der Familie gingen auch Ernst Ofen, ein Neffe von Jakob Krieger, der seit dem Tod seiner Mutter 1930 bei Familie Krieger lebte (s. Ofen) und Anna Uhrig, Isi Kriegers Freundin. Die beiden heirateten später in Polen.

Tochter Hedwig verheiratete Englender, sowie ihr Mann und zwei Kinder emigrierten von Ludwigshafen aus ebenfalls nach Polen.

Isi Krieger und Frau Anna geb. Uhrig bekamen in Polen einen Sohn. Damit war die Großfamilie Krieger auf insgesamt 12 Personen angewachsen. Von ihnen haben nur 4 das Dritte Reich überlebt. Isi Krieger wurde durch die Ereignisse von Frau und Kind getrennt, nach entsetzlichen Jahren und abenteuerlichen Wanderungen fanden sie sich alle 3 erst 1946 in Mannheim wieder. Anna Krieger geb. Uhrig starb 1983 in Mannheim. Isi Krieger und sein Sohn leben noch dort. Als vierte der Familie überlebte Charlotte Krieger, sie lebt, verheiratete Kryszer, in Israel.

Opfer der nationalsozialistischen "Endlösung" wurden in Polen Jakob Krieger und Frau Rosa geb. Rosner, Tochter Hedwig, verheiratete Englender mit Mann und 2 Kindern (darunter Tochter Ingeborg, geb. 2.9.1929 in unbekannt), Tochter Selma Krieger und der Neffe Ernst Ofen, insgesamt 8 Menschen.

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Quellen: Adreßbücher, KEM, Mb, Bericht von Herrn Isak Krieger, Mannheim, vom 14.5.1982