Kristeller

1. Kristeller, Paul, Kaufmann
	geb. 14.9.1895 in Schwendten (Westpreußen)
	verheiratet seit 1922 mit

2. Kristeller, Hilda geb. Reinheimer
	geb. 15.4.1899 in Worms
	Tochter von Leopold Reinheimer, Viehhändler, 
	und Ehefrau Frieda geb. Wolf (s. Reinheimer II)

Kinder:

3. Kristeller, Hermann		Mb 473
	geb. 10.6.1923 in Worms

4. Kristeller, Kurt		Mb 534
	geb. 8.8.1929 in Worms

Familie Kristeller wohnte in Worms Gymnasiumstraße 6, im Elternhaus der Ehefrau, deren Vater hier eine Viehhandlung und Maklergeschäfte betrieb.

Der Ehemann Paul Kristeller hatte am 1. Weltkrieg teilgenommen und das EK II erhalten. Er war 1922 in Worms zugezogen und betrieb eine Getreidehandlung im Haus seiner Schwiegereltern. Er selbst wurde Besitzer des Hauses Goethestraße 10, das vorher seinem Schwiegervater gehört hatte.

Beim Kristallnacht-Pogrom vom 10.11.1938 wurden in den Häusern Gymnasiumstraße 6 und Goethestraße 10 schwere Verwüstungen angerichtet, auch die Wohnung der Kristellers blieb nicht verschont. Paul Kristeller wurde am 11.11.1938 verhaftet und mit insgesamt 87 jüdischen Männern aus Worms und Umgebung vorübergehend ins KZ Buchenwald verbracht.

Der älteste Sohn Hermann Kristeller war schon vor diesem Pogrom am 15.8.1938, fünfzehnjährig nach den USA gegangen. Er war zuletzt Schüler der Klasse 1 der Bezirksschule der jüdischen Gemeinde Worms, die von Mai 1935 bis zum Winter 1940/41 im jüdischen Gemeindehaus Hintere Judengasse 2 bestand. Er lebte verheiratet in Kalifornien und hat einen Sohn. Seit 1985 wohnen die Eheleute Kristeller auf St. Croix, US Virgin Islands.

Der jüngste Sohn Kurt Kristeller kam am 20.6.1939, noch nicht 10 Jahre alt, mit einem Kindertransport nach England. Auch er hatte die jüdische Bezirksschule in Worms besucht. Nach dem Krieg ging er ebenfalls in die USA. Er starb, unverheiratet, im Dezember 1980.

Die Eheleute Paul und Hilde Kristeller und die verwitwete Mutter der Ehefrau Frieda Reinheimer geb. Wolf, hatten Auswanderung nach Amerika beantragt und standen auf der Warteliste. 1941 mussten sie die gemeinsame Wohnung, Gymnasiumstraße 6, aufgeben und zwangsweise in die Hintere Judengasse 2 (jüdisches Gemeindehaus) umziehen. Paul Kristeller musste in Mainz bei Blendax Zwangsarbeit leisten.

Die Eheleute Paul und Hilde Kristeller wurden am 9.4.1942 polizeilich abgemeldet nach unbekannt. Tatsächlich wurden beide am 20.3.1942 mit einem Sammeltransport nach Piaski (Polen) deportiert ( DepL I, Nr. 394 und 395). Sie kehrten nicht zurück und wurden nach 1945 für tot erklärt.

Auch die Mutter der Ehefrau, Frieda Reinheimer, wurde ein halbes Jahr nach ihnen deportiert und umgebracht (s. Reinheimer II).

-
Quellen: Adressbücher, KEM, Mb, VerhVZ., DepL I und II, GdT, Briefe von Mr. Herman Kristeller, Judenakten, BAK:Z Sg 138