Seligmann I

1. Seligmann, Otto
	geb. 21.11.1882 in Homburg/Rheinbayern
	verheiratet seit 30.5.1912 (Eheschließung in Worms) mit

2. Seligmann, Paula geb. Stern
	geb. 11.12.1885 in Aschaffenburg
	Schwester von Irma Stern (s. Stern III)

Kinder:

3. Seligmann, Edith	Mb 216 und 497
	geb. 10.3.1913 in Worms

4. Seligmann, Walter	Mb 385
	geb. 12.8.1916 in Worms

5. Seligmann, Paul
	geb. 8.6.1918 in Worms

Familie Otto Seligmann wohnte ab 1912 Siegfriedstraße 8, ab 1926 Rathenau-(später Horst-Wessel)-Straße 18. Bei der Familie wohnte auch die Schwester der Ehefrau Irma Stern (s. Stern III).

Der Ehemann betrieb in der Kämmererstraße 42 das Damenkonfektionshaus Otto Seligmann, vormals Fuhrländer. Er war am 20.9.1908 von Frankfurt/Main nach Worms zugezogen. Sein Damenkonfektionshaus war allgemein bekannt und gut angesehen.

Das Geschäft war mit betroffen, als am 1.4.1933 die meisten jüdischen Geschäfte in Worms und überall in Deutschland von SA- und SS-Leuten boykottiert wurden, und es hatte auch bald unter den nun verstärkt einsetzenden Behinderungsmaßnahmen zu leiden. Trotzdem konnte das Geschäft sich vorerst noch halten.

Tochter Edith ging als erste 1934 nach Paris (Mb), polizeiliche Abmeldung erfolgte damals aber nicht. Amtlich war sie 1936/37 wiederholt "auf Reisen" gemeldet, Baden-Baden und Berlin, sie kehrte aber nach Worms zurück und ging von hier aus am 7.7.1938 endgültig fort nach Chicago. Diese Angabe enthält auch die zweite Mb-Nr.

Sohn Walter war 1935/36 vorübergehend in Mainz, kam aber wieder nach Worms zurück. Am 5.5.1937 (KEM) oder 15.5.1937 (Mb) emigrierte er nach Chicago, wahrscheinlich ging seine Schwester Edith deshalb 1938 auch dorthin.

Sohn Paul war 1936 längere Zeit in Pirmasens, meldete sich aber am 13.1.1937 wieder in Worms zurück. Im März 1937 emigrierte er nach Mailand.

Die Eltern zogen am 30.6.1937 um in die Kriemhildenstraße 8 (Haus Albert Goldschmidt, Witwe, s. Goldschmidt I).

Im Frühjahr 1938 führte Otto Seligmann noch immer sein Geschäft mit drei Angestellten, spätestens im November 1938 mußte er aufgeben.

Im Zusammenhang mit dem Kristallnacht-Pogrom vom 10.11.1938 wurde er verhaftet und mit insgesamt 87 jüdischen Männern aus Worms und Umgebung vorübergehend ins KZ Buchenwald verbracht. Da dieser Gewaltstreich nicht polizeilich vermerkt wurde ist auch das Datum nicht bekannt, an dem Otto Seligmann zurückkehrte.

Am 29.4.1939 verließen Otto Seligmann, seine Frau und seine Schwägerin Irma Stern Worms und gingen nach Frankfurt/Main. Über die gesamte Familile ist weiteres nicht bekannt, doch scheint ihnen die Emigraton noch gelungen zu sein.

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Quellen: Adreßbücher, KEM, Mb, LjG, VerhVZ 10.11.1938, im DepB Ffm nicht verzeichnet, auch nicht bei BAK:Z Sg 138