Silberberg I

1. Silberberg, Bernhard, Uhrmacher	Mb 555
	geb. 28.8.1888 in Warschau
	verheiratet mit

2. Silberberg, Luise geb. Rauh		Mb 556
	geb. 15.10.1894 in Worms, evangelisch

Kinder:

3. Silberberg, Manja
	geb. 17.1.1922 in Worms

4. Silberberg, Wolfgang			Mb 554
	geb. 17.4.1925 in Worms

(Familienbild)
(Geschäft)

Familie Silberberg wohnte in Worms, Martinspforte 2, ab 1930 im neuerbauten eigenen Haus, Roonstraße 2/10, 1939, nach Zwangsverkauf des Hauses, am Römischen Kaiser 2.

Der Ehemann Bernhard Silberberg war als russischer Kriegsgefangener nach Worms gekommen und nach Beendigung des Krieges hier geblieben. Er war polnischer Staatsbürger. Er arbeitete zunächst als Uhrmacher und Juwelier bei der Firma J. Bohlander, Nachfolger (s. Heymann II), um 1920 machte er sich selbständig. Sein Uhren- und Juweliergeschäft war zuerst Martinspforte 2, später Kämmererstraße 58.

Als polnischer Jude war Bernhard Silberberg schon bald nach 1933 nationalsozialistischen Schikanen und Behinderungen ausgesetzt. Darunter hatte auch die Familie, nicht zuletzt die evangelische Ehefrau zu leiden. Beim Kristallnacht-Pogrom vom 10.11.1938 wurde auch das Geschäft Silberberg in der Kämmererstraße übel zugerichtet. Und wie alle Juden mussten auch die Silberbergs zu dem erlittenen Schaden noch die sogenannte "Sühneleistung" durch Abgabe aller Schmuck- und Wertgegenstände erbringen.

Sohn Wolfgang, der die 1935 eingerichtete jüdische Bezirksschule in Worms und später eine Anlernwerkstatt in Frankfurt besucht hatte, kam am 12.7.1939 mit einem Kindertransport nach England. Bei einer vordem unbekannten englischen Familie fand er Aufnahme und überlebte so als einziger der Familie das Dritte Reich. Er lebt in England, ist verheiratet, hat 3 Kinder und betreibt eine Lederfabrik.

Am 19.7.1939 mussten die Eheleute Silberberg Worms verlassen, weil dem Ehemann keine Aufenthaltsgenehmigung mehr erteilt wurde. Deshalb kam auch ihre beantragte Auswanderung nach USA nicht zustande. Sie gingen nach Warschau.

Tochter Manja durfte nicht mitkommen. Sie ging deshalb nach Frankfurt/Main, wo sie in einer jüdischen Klinik arbeitete. Nach deren Schließung arbeitete sie in einer Lederfabrik in Offenbach.

Die Eheleute Bernhard und Luise Silberberg geb. Rauh kamen in das unter deutscher Besatzung errichtete Warschauer Ghetto, den Aufstand dort und seine gnadenlose Niederwerfung 1943 überlebten beide nicht. Sie gelten als verschollen in Warschau (BAK:Z Sg 138).

Tochter Manja wurde am 30.9.1942 von Offenbach aus deportiert (DepL III, Nr. 468). Auch sie kam nach Polen und kehrte nicht zurück (BAK:Z Sg 138).

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Quellen: Adreßbücher, KEM, Mb, AK-VHS, (mündliche Informationen von Angehörigen der Familie Rauh), BAK, Angaben von Mr. Wolfgang Silberberg, Nov. 1981