Sobernheim

1. Sobernheim, Moritz, Kaufmann			Mb 543
	geb. 7.10.1869 in Mörfelden
	verheiratet seit 31.7.1896 mit

2. Sobernheim, Friederike geb. Reichleser	Mb 544
	geb. 6.12.1876 in Worms
	Tochter von Emil Reichleser (1840-1908) und 
	seiner 1. Frau Rosa geb. Freund (gest. 1880)
	Halbschwester von Martha Sommer geb. Reichleser (s. Sommer)
	(Ein  Bruder der beiden Schwestern, Moritz Reichleser hat 
	nicht in Worms gewohnt, er starb am 7.6.1933, ist aber auf 
	dem Wormser Judenfriedhof beerdigt.)

Tochter:

3. Sobernheim, Grete
	geb. 27.10.1901 in Worms
	seit 23.11.1923 verheiratet mit Salomon Spies (s. Spies II)

Familie Sobernheim wohnte nach der Eheschließung Peterstraße 33, ab 1914 Luisenstraße 7, ab 1931 Martinsgasse 19, ab 1.8.1933 Moltke-Anlage 8 (heute Adenauerring).

Moritz Sobernheim war Inhaber der Seifenfabrik gleichen Namens, vormals J.P. Vogeley, Peterstraße 33. Er war 1893 von Darmstadt nach Worms zugezogen, um dieses Geschäft zu übernehmen. Er erwarb auch das Haus, in dem sich sein Unternehmen befand, später ebenso das Haus Martinsgasse 19, wo er 1931 wohnte. Im Haus Peterstraße 33 stellte Moritz Sobernheim Seife nicht nur her, er verkaufte sie dort auch in einem größeren Laden. Sein Hauptprodukt war Kernseife, die damals als Waschmittel noch weit verbreitet war. Der Laden mit seinen auffallend dekorierten Schaufenstern und sein Inhaber waren vielen Wormsern bekannt.

Moritz Sobernheim gehörte zu den ersten, die in Worms unter der Willkür der Nazis zu leiden hatten. Angeblich weil er den Kommunisten Geld gespendet habe, wurde er von Schlägertrupps der SA im März 1933 geholt, in der Mähgasse (im Fässchen ?) in einen Schweinestall gesperrt und schwer misshandelt. So bald nach der Machtergreifung schon war Recht und Gesetz außer Kraft gesetzt; es gab keine Möglichkeit, sich als Jude vor solcher Willkür zu schützen.

Trotz der immer stärker werdenden Behinderungsmaßnahmen der Nazis gelang es Moritz Sobernheim, noch bis 1938 sein Geschäft weiterzuführen. Im April 1938 hatte er noch drei Angestellte. Beim Kristallnacht-Pogrom wurde es schwer verwüstet, Moritz Sobernheim selbst wurde am 10.11.1938 verhaftet und mit insgesamt 87 jüdischen Männern aus Worms und Umgebung vorübergehend ins KZ Buchenwald verbracht. Das Datum seiner Rückkehr ist nicht bekannt, da dieser Vorgang polizeilich nicht registriert wurde.

Das Geschäft musste nun aber aufgegeben werden ( Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem Wirtschaftsleben vom 12.11.1938).

Die Eheleute Sobernheim wohnten vom 15.5. - 15.7.1939 Moltke-Anlage 10 (Haus Jakob Mayer, Kohlenhandlung), dann verließen sie Worms und emigrierten nach Santiago/Chile. Moritz Sobernheim verstarb schon am 12.7.1940, Friederike Sobernheim geb. Reichleser am 19.8.1950, beide in Santiago de Chile.

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Quellen: Adreßbücher, KEM, Mb, LjG, VerhVZ 10.11.1938, Gespräche mit Frau G. Spies geb. Sobernheim