Strauß II - (Hüttenbach)

1. Strauß, Johanna geb. Goldschmidt
	geb. 28.11.1875 in Worms 
	Witwe von Leopold Strauß 
	(geb. 1.3.1858 in Mainz, gest. 5.5.1919 in Worms)

Kinder:

2. Strauß, Gertrude
	geb. 20.5.1901 in Worms

3. Strauß, Ludwig, Prokurist
	geb. 1.10.1906 in Worms
	verheiratet mit

4. Strauß, Emilie (Emmy) geb. Heusner
	geb. 23.9.1910 in Worms (evangelisch)

Familie Strauß wohnte Kämmererstraße 22 (Haus Hüttenbach).

Johanna Strauß war die Tochter von Ludwig Goldschmidt, Mitinhaber des nachmals größten Wormser Kaufhauses bis 1933 (s. Goldschmidt I). Sie war Urenkelin, ihr Mann Enkel von Heinrich Hüttenbach, dem Gründer der Firma Heinrich Hüttenbach, Manufakturwaren (s. Hüttenbach I).

Die weithin bekannte und sehr angesehene Firma Heinrich Hüttenbach kam nach dem ersten Weltkrieg in den Besitz von Johanna Strauß geb. Goldschmidt und Elvira Hüttenbach geb. Backofen, nachdem ihre Ehemänner, die Vettern Leo Strauß 1919 und Heinrich Hüttenbach 1917 gestorben waren. Seit 1923 arbeitete Elvira Hüttenbachs Sohn Otto als Prokurist in dem Unternehmen mit, Ende der zwanziger Jahre kam auch Johanna Strauß' Sohn Ludwig als Prokurist hinzu.

Unter dem Druck nationalsozialistischer Boykott- und Behinderungsmaßnahmen gaben die Inhaber das Geschäft 1934 auf (s. Hüttenbach I und I-4).

Tochter Gertrude Strauß verließ Worms schon vor 1933. Sie heiratete den Druckereibesitzer Kurt W. Grünbaum in Kassel. Nach der Übertragung ihrer Druckerei in "arische" Hände zog Familie Grünbaum, Eltern und ein Sohn, nach Frankfurt/Main. Dort wohnte nun auch Frau Grünbaums Mutter Johanna Strauß. Gemeinsam erlitten sie dort die Schrecken des Kristallnacht-Pogroms. Kurt Grünbaum wurde vorübergehend verhaftet. Nach seiner Entlassung verließ Familie Grünbaum Deutschland bald. Sie emigrierten zunächst nach England, das damals die Einwanderungsbedingungen kurzfristig erleichtert hatte, später ging die Familie in die USA. Gertrud Grünbaum starb am 7.7.1977 in Cambridge/Mass., ihre Familie lebt noch dort.

Sohn Ludwig Strauß und seine junge ( nicht jüdische ) Frau - sie hatten 1935 unter sehr schwierigen Bedingungen geheiratet - verließen Worms am 21.12.1935 zunächst nach Elberfeld, wo sie als Hausangestellte in einer jüdischen Familie arbeiteten. 1937 erhielt Ludwig Strauß eine Anstellung bei der Exportfirma Lehmann in Frankfurt/Main. Seine Frau Emmy lernte nähen, um verdienen zu helfen. Durch Isidor Kiefer (s. Kiefer I) bekamen die Eheleute Strauß Auswanderungspapiere für die USA. 1938 konnten sie über Holland und England in die USA gelangen, wo sie in bitteren Jahren mühsam eine neue Existenz aufzubauen versuchten. Ludwig Strauß erlebte als amerikanischer Soldat den zweiten Weltkrieg. Danach war er viele Jahre lang Einkäufer einer Strickwarenfabrik. Emmy Strauß arbeitete in Nähabteilungen von Kaufhäusern und Korsettgeschäften. Die Eheleute Strauss (jetzige Schreibweise) leben in Pennsylvania, sie haben Worms schon öfter wieder besucht.

Die Mutter, Johanna Strauß zog nach der Geschäftsaufgabe und dem Zwangsverkauf des Hauses Kämmererstraße 22 zunächst in die Ludwigstraße 7. Am 17.11.1936 ging sie nach Frankfurt, wo inzwischen auch ihre Tochter mit Familie lebte. Johanna Strauß gelang die Emigration nicht mehr.

Johanna Strauß geb. Goldschmidt wurde am 18.8.1942 von Frankfurt aus nach Theresienstadt deportiert und starb dort am 27.9.1942.

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Quellen: Adreßbücher, KEM, AK-VHS, Mitteilung des Sonderstandesamtes Arolsen (im Stadtarchiv Worms), Aussagen von Herrn Ludwig Strauss in Worms, Sommer 1981, auch BAK:Z Sg 138