Tribus I

1. Tribus, Johannette, Privatin
	geb. 28.4.1864 in Worms
	Schwester von

2. Tribus, Amalie, Lehrerin a.D.
	geb. 20.7.1866 in Worms
	Schwester von

3. Tribus, Karl, Kaufmann
	geb. 25.7.1870 in Worms

Die drei Geschwister Tribus wohnten Gaustraße 17.

Sie sind Nachkommen einer alten Wormser Judenfamilie, die sich bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Aus dieser alten Familie kam auch Karl Tribus II, (s. Tribus II). Die Urgroßeltern der drei Geschwister Tribus lebten schon in Worms. Es waren Jakob Tribus und Johanna geb. Mayer. Ihre Großeltern waren Emanuel, geb. 1795 in Worms, Müller und Makler, und Jakobine geb. Wachenheim, geb. 1805. Von den fünf Kindern dieser Eheleute war Sohn Hermann Tribus der Vater der Geschwister. Hermann Tribus (1829 - ca. 1884) hatte die Firma Heinrich Wachenheim, Fruchthandel, von der Familie seiner Mutter übernommen. Seine Frau Eva geb. Eberstadt (1838 - 1917) entstammte ebenfalls einer alten Wormser Judenfamilie. Hermann und Eva Tribus hatten vier Kinder, Sohn August, geb. 25.1.1863, war schon in jungen Jahren nach Amerika ausgewandert.

Nach dem Tod ihres Mannes betätigte sich Eva Tribus als Maklerin, Speyerer Straße 64. Ende der neunziger Jahre des 19. Jahrhunderts wohnte sie als Privatin Ludwigsstraße 4, hier lebte ihre Tochter Johannette mit ihr zusammen.

Sohn Karl betrieb ab 1897 eine Kleiderfabrik, Speyerer Straße 26. Hier wohnte er auch. 1917/18 war er als Landsturmmann eingezogen.

Nach dem Krieg zogen Johannette und Karl Tribus 1918 zusammen in die Gaustraße 17. 1932 zog auch Schwester Amalie zu ihnen, sie kam aus Frankfurt/Main, wo sie Lehrerin war, als Pensionärin nach Worms zurück.

Karl Tribus betrieb in der Gaustraße ein Agenturbüro, damit war er noch im April 1938 gemeldet.

Johannette Tribus starb am 28.9.1936 in Worms. Sie wurde hier auf dem neuen israelitischen Friedhof beigesetzt.

Die Geschwister Karl und Amalie Tribus zogen an 23.11.1939 in die Bahnhofstraße 24. Nach eigenen Angaben (FrB 40) hatten sie keine Auswanderung beantragt. Karl Tribus beaß damals noch ein Sicherungskonto, über das er nur bedingt verfügen konnte, und ein unbebautes Grundstück. Am 16.7.1940 zogen die Geschwister noch einmal in die Wallstraße 11 (Haus Zacharias s.d.). Sie wohnten damit nahe der Judengasse, wo um diese Zeit eine Art neues Ghetto entstand, weil die noch verbliebenen Wormser Juden dorthin in einige wenige Häuser zwangsweise umziehen mussten. Für die meisten wurde dies letzte Unterkunft vor der Deportation.

Nach Abgang des ersten Sammeltransports von Wormser Juden (20.3.1942) starb Karl Tribus, wahrscheinlich unter dem Eindruck dieses schrecklichen Geschehens, am 18.4.1942, Freitod ist nicht auszuschließen. Sein Name steht auf der Gedenktafel in der Wormser Synagoge.

Seine Schwester Amalie musste am 27.5.1942 umziehen nach Hintere Judengasse 6 (jüdisches Altersheim), von dort wurde sie mit dem Sammeltransport am 27.9.1942 nach Theresienstadt deportiert (DepL II, Nr. 992). Es ist kein Todesdatum bekannt, aber sie hat diese Deportation nicht überlebt (BAK:Z Sg 138).

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Quellen: Adreßbücher, KEM, EinwVz (im Stadtarchiv), FrB 40, DepL II, GdT, BAK, vergl. Huttenbach: The Destruction... S. 210