4. Verzeichnis und Erläuterung der Quellen

Dieser Dokumentation liegen drei Gruppen von Quellen zugrunde:
a) Die Materialsammlung der VHS Worms
b) Behördliche Unterlagen und andere unveröffentlichte dokumentarische Belege (unter anderem aus dem Wormser Stadtarchiv)
c) Veröffentlichte Quellen

In dieser Reihenfolge werden die benutzten Quellen nachstehend aufgeführt und erläutert.


a) Die Materialsammlung der VHS

Alle Informationen, die der Wormser Volkshochschule im Lauf der Jahre mündlich oder schriftlich zugingen, sind in diese Dokumentation eingegangen. Für sie gilt bei Quellenangaben die Sammelbezeichnung:

Arbeitskreis VHS (zit. AK-VHS)

Es handelt sich dabei im wesentlichen um Hinweise auf die Bekanntheit einer Familie oder eines Geschäftes, verbreitete Ansichten über Personen und Ereignisse, sowie allgemein bekanntes Hintergrundswissen von Zeitgenossen. Bei spezielleren Angaben von Belang werden auch die Namen der Informanten genannt, bei Verweisung auf schriftliche Mitteilungen, Briefe usw. sind die Namen der Verfasser angegeben. Ergänzende Hinweise, Briefe, Fotos usw. werden - soweit vorhanden - den jeweiligen Familienbogen als Anlage beigegeben (nur bei den Exemplaren im Stadtarchiv Worms, vgl. dazu auch die Materialien (Korrespondenz etc.) dort in Abt. 203 Nr. 34/1-6). Alle Angaben stammen von Zeitgenossen, die teils selbst von den Ereignissen betroffen waren, teils über Betroffene und deren Schicksale aus eigener Kenntnis oder nach Informationen Dritter berichten konnten. Es sind Zeugnisse aus erlebter Vergangenheit, darin liegt ihr hoher Wert. Selbstverständlich wurde in Betracht gezogen, dass subjektive Erlebnisse und objektive Sachverhalte nicht ein und dasselbe sind, ferner, dass diese Angaben Jahrzehnte nach den Ereignissen gemacht wurden und meistens nur aus der Erinnerung. Schließlich reichten die Angaben allein nicht aus, um ein hinreichendes Bild von der Judenverfolgung zu gewinnen.

b) Behördliche Unterlagen und andere unveröffentlichte dokumentarische Belege

Die Materialsammlung der VHS musste und konnte anhand behördlicher Unterlagen und anderer dokumentarischer Belege überprüft und ergänzt werden.

Diese fanden sich:

Dankend sei erwähnt, dass alle diese Institutionen im Rahmen ihrer Möglichkeiten unsere Nachforschungen jederzeit bereitwillig unterstützten.

Inzwischen im Stadtarchiv Worms befinden sich von den zuvor bei der Polizeidirektion Worms lagernden Unterlagen:

Judenakten

Diese Akten mit Schriftstücken aus den Jahren 1933 bis 1943 befinden sich im Stadtarchiv Worms, Abt. 13 (Aktenplangruppe XIII: Angelegenheiten der israelitischen Religionsgemeinde); die Akten stammen aus der städtischen Polizeiverwaltung. Wichtig für die Dokumentation waren vor allem acht teils handschriftliche, teils maschinenschriftliche, meist undatierte Listen über die jeweils in Worms wohnhaften Juden. Die erste dieser Listen ist ein maschinenschriftliches "Verzeichnis der in der Stadt Worms wohnhaften Juden" von Anfang November 1938 (Datierung erschlossen, Stadtarchiv Worms Abt. 13 Nr. 480). Es enthält 424 Namen, die allerdings mit der Endzahl 443 falsch nummeriert sind. Die letzte Liste stammt vom Sommer 1942, sie enthält noch 123 Namen (Abt. 13 Nr. 2880). Nachträglich ist darin die Deportation nach Theresienstadt vermerkt.

Eine Liste über "In Polizeigewahrsam sich befindende Personen" belegt, dass beim Kristallnacht-Pogrom insgesamt 46 Menschen, Männer, Frauen und Kinder, in Worms inhaftiert waren, Namen werden allerdings nicht angegeben (Stadtarchiv Worms, Abt. 13 Nr. 479). In einem weiteren "Verzeichnis über die im Stadtkreis bekannt gewordenen Mischlinge und Bastarde" sind 48 Namen registriert (Stadtarchiv Worms, Abt. 13 Nr. 1658).

Darüber hinaus sind zahlreiche Einzelvorgänge aufbewahrt z.B. Passanträge, eingezogene Pässe, Emigrationsanträge, Bitten um Reisegenehmigungen, Bescheinigungen des Gesundheitsamtes über Krankheiten und Krankenhausaufenthalte; hier befinden sich auch die Anträge vom Spätjahr 1939 mit der "Bitte", den Zwangsvornamen Sarah bzw. Israel annehmen zu dürfen. Weiter befinden sich unter "Einzelakten" eine Liste vom September 1941 über Erlaubnisbescheinigungen für Juden zur Benutzung der Reichsbahn, so wie eine Liste der nach Mainz zur Zwangsarbeit fahrenden Wormser Juden, die eine Dauerbescheinigung erhielten (Stadtarchiv Worms, Abt. 13 Nr. 2881, 2882, 1759, 1719, 964, 1894, 2879). Dazu kommen in der Aktenplangruppe XXIII. (Handel und Gewerbe) Akten zu judenfeindlichen Maßnahmen im Bereich des Geschäfts- und Wirtschaftslebens (Ausschaltung der Juden aus dem Wirtschaftsleben, Maßnahmen gegen ‚jüdische' Geschäfte aus der Zeit vom ersten Boykott im April 1933 bis 1940; Abt. 13 Nr. 1472, 1519, 1469, 1468).

Einige Vorgänge aus der Nachkriegszeit betreffen Anfragen von Überlebenden oder auch von deren Rechtanwälten nach dem Verbleib von Angehörigen. Darin wird erstmals in Worms Piaski als Zielort der Deportation vom 20. 3.1942 erwähnt (Stadtarchiv Worms Abt. 13 Nr. 1993, 2878).

Aus den Beständen des Stadtarchivs wurden zudem benutzt (für die Zurückverfolgung der Geschichte alter Wormser Judenfamilien):

Für die Wormser Juden im Dritten Reich:

Siehe zu den Beständen des Stadtarchivs Worms insgesamt:
Das Stadtarchiv Worms und seine Bestände, bearb. v. Gerold Bönnen, Koblenz 1998 (Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz 79), Quellen zum Novemberpogrom: vgl. Bönnen, Novemberpogrom.

Auch von einigen anderen Dienststellen der Stadtverwaltung Worms erhielt die VHS wertvolle Unterstützung bei ihren Nachforschungen. Diese "Amtshilfe" erfolgte auf Wunsch und mit Genehmigung der Herren Oberbürgermeister Völker, Bürgermeister Berg und dessen Nachfolger Bürgermeister Pfister. Auch die zuständigen Dienststellenleiter und Sachbearbeiter halfen stets mit großer Bereitwilligkeit, so ergaben sich weitere wichtige Beiträge zu dieser Dokumentation.

Die Jüdische Gemeinde Mainz half oft weiter, dafür ist ihrem Vorsteher Herrn Dr. Breitbart, vor allem aber der Geschäftsführerin, Frau Epstein, sehr zu danken. Sie ermöglichten durch großzügiges Entgegenkommen Einsichtnahme in Gemeindeunterlagen, z.B. in ihr Sterberegister, dem eine Reihe von Daten entnommen werden konnte. Besonders ist hervorzuheben, dass auch drei außerordentlich wichtige Dokumente, die sich in Ablichtung im Besitz der Gemeinde befinden, bereitwillig zu längerer und eingehender Auswertung zur Verfügung gestellt wurden. Es handelt sich um folgendes:

c) Veröffentlichte Quellen

Während die bisher genannten Quellen nicht veröffentlicht und nicht allgemein zugänglich sind, enthält das nachfolgende Verzeichnis nur Quellenangaben, die in gedruckten Veröffentlichungen erschienen sind.

Im selben Bande erschienen:

Beide Listen enthalten auch Namen von Wormsern, die aus unserer Stadt in die genannten Gebiete verzogen waren. Aus der Pfalz und dem Saarland, aber auch aus Baden wurden sie bei der sog. Bürckel-Wagner-Aktion nach Gurs/Südfrankreich deportiert.

Anmerkung zu diesem Kapitel:
Das Verzeichnis der Quellen wurde in den Fällen, in denen es seit 1986 zu neuen Archivsignaturen oder ähnlichen, der Identifizierung dienenden Angaben gekommen ist, im Interesse einer Auffindbarkeit der Quellen vom Stadtarchiv Worms überarbeitet . Das Archiv verwahrt in seiner Judaica-Sammlung (Abt. 203) auch den Großteil der im Laufe der Dokumentation zusammengekommenen Unterlagen. Es konnte nur die lokale und regionale einschlägige Literatur zur Thematik der Judenverfolgung aus den letzten Jahren nachgearbeitet, nicht dagegen die intensive Forschung zu Judenfeindschaft und Antisemitismus im allgemeinen berücksichtigt werden. Letzter Bearbeitungsstand: Juni 2002.
Vgl.weitere Informationen in: Annelore und Karl Schlösser, Keiner blieb verschont, S. 133-137 (Persönliches Nachwort der Verfasser).

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