Frank II

1. Frank, Dr. Helmut
	geb. 15.4.1912 in Wiesbaden.

Dr. Helmut Frank wohnte Stephansgasse 20 bei Max Metzger (s. Metzger IV), als dieser 1939 sein Haus verkaufen musste, zog Dr. Frank mit den Eheleuten Metzger in die Bahnhofstraße 24 (Haus Sondheimer; s. Sondheimer I)

Dr. Frank war Rabbiner bei der Israelitischen Gemeinde Worms. Da die Gemeinde nach dem Wegzug seines Vorgängers Dr. Manfred Rosenberg im Sommer 1937 für die Predigten an den Herbstfeiertagen dringend einen Rabbiner brauchten, hatte er seine Tätigkeit am 1.9.1937 begonnen, obwohl er seine Studien noch nicht ganz abgeschlossen hatte. Er amtierte in der alten Wormser Synagoge während des ganzen Monats September, dann erbat er vom Präsidenten der Gemeinde Bernhard Spies einen längeren Urlaub, um seine letzten Examina als Rabbiner in Berlin abzulegen. Nachdem er diese bestanden hatte, kam er am 1.3.1938 wieder nach Worms zurück.

Rabbiner Dr. Frank erlebte in Worms die "Reichskristallnacht". Darüber schrieb er selbst am 23.4.1982:

"Nachdem ich vom Herrn Präsidenten Spies kurz vor 6 Uhr am Morgen des 10. November 1938 von dem Brande der Synagoge informiert worden war, ging ich, so schnell ich konnte, zur Synagoge. Im Haus des Synagogendieners Martin Weis (gegenüber der Synagoge) rief ich die Feuerwehr an. Man sagte mir: "wir sind so beschäftigt hier (kurz vor 7 Uhr, in der Frühe!?) daß wir nicht löschen kommen können." Auf meine nächste Frage: "Können wir selber löschen?" konnte man mir keine eindeutige Antwort geben. Darauf nahmen ein paar Schüler der Bezirksschule, die inzwischen gekommen waren, und ein paar junge Männer unserer Gemeinde mit Wasser gefüllte Eimer vom Hause Weis, gingen damit in die Synagoge, und das Feuer war in ganz kurzer Zeit gelöscht. Ich selbst ging in die Synagoge und fand, daß der Brandschaden nur gering war. (Ich glaubte damals, daß die Synagoge gerettet sei, da ich keine Ahnung hatte, daß die Zerstörung der Synagoge eine für das ganze Reich geplante nationalsozialistische Maßnahme war, und daß ein paar Stunden später die Synagoge zum zweiten Mal angezündet würde, und diesmal von Brandstiftern, die ihr metier weit besser verstanden.) Bald danach, ungefähr um 8 Uhr wurde ich in dem Platz vor der Synagoge zusammen mit 4 jungen Männern verhaftet... Wir verließen Worms in Lastautos vom Gebäude der Polizeidirektion zwischen 11 und 12 Uhr nachts am 10. November und kamen im Lager Buchenwald in der Frühe des 11. November an. Dort war ich bis zum 10. Dezember 1938.... Dann nahm ich meine Tätigkeit in Worms wieder auf."

Dr. Frank gehörte zu einer Gruppe von insgesamt 87 jüdischen Männern aus Worms und Umgebung, die am 10. bzw. 11.11.1938 verhaftet und vorübergehend ins KZ Buchenwald gebracht wurden. Nach seiner Rückkehr bemühte sich Dr. Frank um Auswanderung und konnte am 16.9.1939 nach Philadelphia/USA emigrieren. Dort lebt er noch heute.

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Quellen: KEM, VerhVZ 10.11.1938, Brief von Herrn Dr. Frank vom 23.4.1982