Gusdorf I-2

1. Gusdorf, Sigmund, Kaufmann		Mb 614
	geb. 7.1.1886 in Worms
	getraut in Memmingen am 28.8.1922 mit

2. Gusdorf, Anna, geb. Heilbronner	Mb 615
	geb. 17.11.1895 in Memmingen

 Kinder:

3. Gusdorf, Paul August		Mb 597
	geb. 8.2.1925 in Worms- Hochheim

4. Gusdorf, Hans (jetzt John)	Mb 598
	geb. 17.9.1926 in Worms- Hochheim

5. Gusdorf, Walter		Mb 599
	geb. 17.9.1926 in Worms- Hochheim

Familie Sigmund Gusdorf wohnte in Worms- Hochheim, Binger Straße 32.

Dort befand sich auch die "Wormser Möbelfabrik Gusdorf & Co.", deren Inhaber die Brüder Sigmund und Hermann Gusdorf waren.

Die Brüder Gusdorf gründeten dieses Unternehmen 1910, es ging jedoch aus einer bereits seit zwei Generationen in der Familie bestehenden Möbelhandlung und -fabrik hervor. (s. Gusdorf I und II).

Sigmund und Hermann Gusdorf hatten ihr Unternehmen zunächst Kaiser-Wilhelm-Straße 32, verlegten es aber bald in die Binger Straße 32. Unter ihrer Leitung wurde diese Möbelfabrik zu einem in Worms und weit darüber hinaus bekannten, leistungsfähigen Betrieb. Nichtsdestoweniger geriet das Unternehmen Anfang 1934 in Konkurs, er wurde von den beiden Inhabern aufgegeben.

Die Schreiner des Betriebs, etwa ein Dutzend versuchten, die Möbelfabrik genossenschaftlich weiterzuführen, dieser Versuch wurde von der NSDAP und der Deutschen Arbeitsfront (nationalsozialistische Nachfolge-Organisation für die zwangsweise aufgelösten Gewerkschaften), unterstützt, dennoch mißlang er. Der Betrieb stellte bald danach seine Tätigkeit ein.

Sigmund Gusdorf betätigte sich ab 1934 als Schreiner und Möbelvertreter, ab 1936 war er auch als Werklehrer bei der damals von der jüdischen Gemeinde eingerichteten Bezirksschule (Hintere Judengasse 2, jüdisches Gemeindehaus) tätig.

Die Wohnung der Familie Sigmund Gusdorf, Binger Straße 32, wurde beim Kristallnacht-Pogrom 1938 schwer verwüstet, der Inhalt größtenteils gestohlen. Im Zusammenhang damit wurde Sigmund Gusdorf am 10.11.1938 verhaftet und mit 87 Männern aus Worms und Umgebung ins KZ Buchenwald gebracht. Auch sein Bruder Hermann war darunter (s. Gusdorf 1-3).

Frau Anna Gusdorf verließ mit ihren drei Söhnen die zerstörte Wohnung und zog am 1.12.1938 nach Schloßgasse 2, ins Haus des jüdischen Arztes Dr. Fritz Gernsheim, der sich mit seiner Frau am 29.7.1938 das Leben genommen hatte (s. Gernsheim I). Sigmund Gusdorf konnte Anfang Dezember 1938 aus Buchenwald zurückkehren, sein Bruder Hermann kam dort ums Leben.

Die Familie betrieb seit 1935 die Auswanderung. Es war schon Krieg, als die drei Söhne am 11.4.1940 nach den USA emigrierten, die Eltern folgten am 22.3.1941, sie gehörten zu den letzten Juden, die Worms noch verlassen konnten und in Übersee sichere Zuflucht fanden.

Sigmund Gusdorf starb am 14.2.1976 in St. Louis, Mo, USA. Anna Gusdorf starb dort 1983.

Die drei Söhne leben in St. Louis und sind auch erfolgreich in der Möbelbranche tätig.

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Quellen: Adreßbücher, KEM, Mb, EinwVz.(Stadtarchiv), VerhVZ 10.11.1938, Bericht S., AK-VHS, FrB 40, Brief von Mr. Paul Gusdorf v. 28.5.1982, Brief von Mrs. Jenny Deutsch, verw. Gusdorf v. 27.12.1983