Hüttenbach I

1. Hüttenbach, Elvira geb. Backofen	Mb 513
	geb. 28.2.1874 in Rastatt
	Witwe von Heinrich Rudolf Hüttenbach (5.3.1863 - 27.6.1917)
	Mitinhaberin der Firma Heinrich Hüttenbach Worms, 
	Kämmererstraße 22, Manufakturwaren

Kinder:

2. Hüttenbach, Berta Olga (gen. Bertel), Sängerin
	geb. 7.9.1896 in Worms (s. Hüttenbach/Marum)

3. Hüttenbach, Alfred Heinrich, Bildhauer 
	(seit 10.10.1919 in München)
	geb. 25.9.1897 in Worms (s. Hüttenbach I-3)

4. Hüttenbach, Otto, Prokurist und Musiker
	geb. 11.10.1900 in Worms (s. Hüttenbach I-4)

(Geschäft)

Familie Hüttenbach wohnte seit 1897 Wielandstraße 2, im eigenen Haus.

Frau Elvira Hüttenbach war nach dem Tod ihres Mannes ab 1917 Teilhaberin der Firma Heinrich Hüttenbach, Manufakturwaren.

Die Hüttenbachs gehörten zu den alteingesessenen Wormser Judenfamilien, die es in der Stadt zu hohem Ansehen gebracht haben. Die Familie lässt sich bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen. Der Gründer der Firma Heinrich Hüttenbach, Manufakturwarenhandlung, Kämmererstraße 22, war Heinrich Hüttenbach (1780-1858). Er war seit 1810 verheiratet mit Gertrud Fulda (1778-1863). Die Firmengründung erfolgte im gleichen Jahr. Die Eheleute hatten 9 Kinder. Tochter Johanna (1815-1864) war in zweiter Ehe ab 1837 verheiratet mit Clemens Markus Goldschmidt, dem Gründer des nachmals größten Wormser Kaufhauses (s. Goldschmidt I, II). Eine weitere Tochter war Franziska, (geb. 1830) verheiratete Strauß in Mainz, deren Sohn Leo Strauß später Teilhaber der Firma Hüttenbach wurde (s. Strauß II). Sohn Abraham (1819-1877) war seit 1858 verheiratet mit Berta Heichelheim aus Gießen. Sie waren die Eltern von Heinrich Rudolf Hüttenbach.

Unter Heinrich Rudolf Hüttenbach hatte das Geschäft seinen entscheidenden Aufschwung genommen. Vor und nach dem ersten Weltkrieg war die Firma Hüttenbach in Worms und Umgebung weithin bekannt, als Haus für Gediegenheit, Eleganz und gehobenen Anspruch. Heinrich Rudolf Hüttenbach war ein sehr kunstsinniger Mann, der auch im Kulturleben der Stadt eine bedeutende Rolle spielte. Darüber hinaus war er Präsident der Handelskammer, Handelsrichter und Stadtverordneter der Nationalliberalen Partei. In ihren Reihen gehörte er zu den aktivsten Vertretern der sogenannten "Wormser Ecke", einer sehr national geprägten Gruppierung um den Reichtagsabgeordneten Cornelius Wilhelm Freiherr Heyl zu Herrnsheim. Heinrich Rudolf Hüttenbachs Tod 1917 - er war 54 Jahre alt -fand starke öffentliche Beachtung und viele Nachrufe zeigen, dass er zu den bedeutendsten Bürgern der Stadt gerechnet wurde (Wormser Zeitung, 28.6.1917).

1919 starb auch Leo Strauß, Vetter von Heinrich Rudolf Hüttenbach und Mitinhaber der Firma Hüttenbach. Seine Witwe Johanna Strauß geb. Goldschmidt, Enkelin von Johanna Goldschmidt geb. Hüttenbach war nun Mitinhaberin der Firma. Prokurist war ab 1930 Otto Hüttenbach, Sohn von Heinrich Rudolf und Elvira Hüttenbach (s. Hüttenbach I-4), Ende der zwanziger Jahre auch Ludwig Strauß, Sohn von Leo und Johanna Strauß.(s. Strauß II)

Die Firma Heinrich Hüttenbach, die nahezu 125 Jahre lang bestanden hatte, wurde 1934 unter dem Druck der nationalsozialistischen Boykott- und Behinderungsmaßnahmen von ihren Besitzern aufgegeben.

1939 lebte nur noch die verwitwete Frau Elvira Hüttenbach geb. Backofen in Worms. Sie zog am 24.5.1938 in die Dalbergstraße 10, nachdem sie gezwungen wurde, das Haus Wielandstraße 2 zu verkaufen. Nach schwerer Zeit allein in Worms emigrierte sie am 20.10.1939 nach London zu ihren Kindern. Die Leidenszeit der letzten Wormser Jahre und nun die Vertreibung haben an ihrer Lebenskraft gezehrt. Sie starb erst 69 Jahre alt am 26.5.1942 in London.

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Quellen: Adreßbücher, KEM, Mb, AK-VHS, schriftliche und mündliche Angaben von Prof. Dr. Henry Huttenbach