Joseph I-2

1. Joseph, Hugo Julius, Kaufmann	Mb 583
	geb. 13.4.1885 in Worms
	verheiratet seit 18.9.1910 mit

2. Joseph, Bella geb. Seligmann
	geb. 8.11.1890 in Frankfurt/Main

Sohn: 

3. Joseph, Rolf Erich			Mb 381
	geb. 1.3.1920 in Worms

Familie Hugo Joseph wohnte seit 1919 Dalbergstraße 15.

Hugo Joseph war zusammen mit seinem Bruder Paul Siegfried (s. Joseph I-3) Inhaber der Firma Ewald und Joseph, anfangs noch mit dem Vater Jakob Joseph, der das Unternehmen gegründet hatte (s. Joseph I). Dieses Kleider- und Manufakturwarengeschäft war in Worms und Umgebung als leistungsfähig und solide bekannt. Es gehörte zu den größten Unternehmen in der Wormser Geschäftswelt. Das Geschäft befand sich Marktplatz 25 im eigenen Haus.

1933 war Hugo Julius Joseph Alleininhaber der Geschäfts. Infolge der nun einsetzenden Boykott- und Behinderungsmaßnahmen ging die Firma ein, im Frühjahr 1938 bestand sie nicht mehr, Hugo Julius Joseph war zu dieser Zeit als Agent gemeldet. Die Familie zog am 30.6.1934 in die Köhlerstraße 14, ab 10.10.1939 war Hugo Julius Joseph Dalbergstraße 10 gemeldet, seine Frau Horst Wessel(Rathenau)-Straße 31 (Haus Bockmann).

Hugo Julius Joseph wurde in Verbindung mit dem Kristallnacht-Pogrom verhaftet und mit insgesamt 87 jüdischen Männern aus Worms und Umgebung vorübergehend ins KZ Buchenwald verbracht.

Die Ehefrau Bella Joseph war ab 1.12.1938 Köhlerstraße 10 gemeldet, ihr Mann kehrte nach seiner Entlassung aus Buchenwald dorthin zurück.

Sohn Rolf Erich war am 16.4.1934, 14 Jahre alt, nach Brüssel gegangen, am 18.8.1934 kam er wieder zurück, vom 1.11.1934 bis 12.9.1936 war er in Frankfurt, dann wieder in Worms. Er verließ Worms endgültig am 26.10.1936 und ging nach Alessandria/Italien.

Die Eheleute Joseph mußten am 2.3.1939 erneut die Wohnung wechseln, wieder nach Horst-Wessel-(Rathenau)-Straße 31 (s.o.). Am 1.9.1939 emigrierte Hugo Julius Joseph alleine nach Schottland. Er hat in Glasgow den Krieg überlebt.

Bella Joseph, die ihrem Mann nachfolgen wollte, wurde wohl durch den Kriegsausbruch daran gehindert. Sie stand aber in der Folgezeit auf einer Warteliste zur Auswanderung in die USA, die ja zunächst noch nicht im Kriegszustand mit Deutschland waren. Noch zweimal mußte sie die Wohnung wechseln, und zwar immer in jüdische Häuser, am 1.8.1940 nach Lutherplatz 5 (Dr. Elisabeth Spies), am 20.7.1941 nach Andreasstraße 23 (Moritz Mayer). Sie mußte Zwangsarbeit in Mainz bei der Firma Werner und Merz leisten. Unter dem 7.4.1942 wurde sie polizeilich "nach unbekannt" abgemeldet.

Tatsächlich wurde Bella Joseph geb. Seligmann mit dem Transport am 20.3.1942 nach Piaski/Polen deportiert (DepL I, Nr. 386). Sie kehrte nicht zurück und wurde am 1.4.1950 für tot erklärt. Sie gilt als verschollen in Polen (BAK:Z Sg 138).

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Quellen: Adreßbücher, KEM, Mb, FrB 40, AK-VHS, DepL I, BAK