Krämer I

1. Krämer, Markus (Max), Kaufmann
	geb 2.5.1894 in Niederflörsheim
	Sohn von Isaak Krämer und Sara geb. Mayer
	verheiratet mit

2. Krämer, Frieda geb. Hirsch
	geb 29.10.1896 in Enkirch/Mosel

Kinder:

3. Krämer, Irene
	geb. 10.1.1921 in Reil/Mosel

4. Krämer, Helmut
	geb. 6.8.1925 in Bonn/Rhein

Markus Krämer verbrachte seine Kindheit in Niederflörsheim, wo die Familie seiner Mutter seit Generationen ansässig war. Als Vierzehnjähriger kam er 1908 bei dem damaligen Wormser Kaufhaus L. Isay in die Lehre und zwar in der Abteilung Möbelindustrie, die nicht im Hauptgeschäft in der Kämmererstraße (heute Kaufhof), sondern in der sogenannten Feitelschen Mühle am Paulusplatz untergebracht war. Von 1914 -1918 nahm er als Soldat im Rheinischen Jägerbataillon Nr. 8 am 1. Weltkrieg bei.

Nach Kriegsende war er wieder bei der Firma Isay beschäftigt, zuletzt als Leiter der Möbelabteilung (siehe Isay I und II).

Mit seiner Verheiratung 1919 zog Krämer in die Heimat seiner Frau nach Reil/Mosel. Die Familie wohnte in Reil bis Anfang 1930, dann vorübergehend vom 15.1.-20.11.1930 in Niederflörsheim. Danach zog sie nach Worms. Hier wohnte sie zunächst Römerstraße 42, wo Markus Krämer als selbständiger Kaufmann für Möbel engros gemeldet war. Am 17.8.1936 nahm die Familie Wohnung in der Herzogenstraße 22.

Der Kristallnacht-Pogrom vom 10.11.1938 und das dabei erlebte brutale Verhalten mancher Wormser versetzte die Familie in Angst und Schrecken und bewog sie, Worms zu verlassen. Im Januar 1939 (polizeiliche Abmeldung am 7.12.1938) ging sie nach Mannheim, GJ 5. Nach wenigen Monaten verzog sie nach H7, Nr.13.

Im Zusammenhang mit der Massendeportation von Juden aus Baden und der Pfalz am

22.10.1940 kam auch die Familie Krämer von Mannheim aus nach Gurs in Südfrankreich. Das dortige Lager konnten die Krämers dank der Mithilfe der französischen Bevölkerung noch rechtzeitig legal verlassen. So entgingen sie der erneuten Deportation nach Drancy und Auschwitz. Die Familie Krämer lebte und arbeitete mit falschen Papieren auch unter deutscher Besatzung weiter in Frankreich, in steter Angst vor Entdeckung.

Der Sohn Helmut Krämer flüchtete 1944 von Frankreich über Spanien nach Palästina. Er wurde israelischer Staatsbürger und lebt in Kefar-Ata/Israel. Seine Barmizwah unter Rabbiner Dr. Frank war die letzte, die 1938 in der alten Wormser Synagoge vor ihrer Zerstörung in der Kristallnacht gefeiert wurde.

Die Eltern Frieda und Markus Krämer folgten nach dem Krieg aus religiösen Gründen ihrem Sohn nach Palästina/Israel. Beide starben im Jahr 1965 in Haifa innerhalb von 12 Tagen infolge Herzleidens, Frieda Krämer im Alter von 68, Markus von kaum 70 Jahren.

Die Tochter Irene Krämer blieb in Frankreich. Sie ist verheiratet mit Claude Israel und lebt mit ihrer Familie in Dijon.

Anmerkung:

Eine Schwester von Markus Krämer, Jenny Mayer geb. Krämer (geb. 30.5.1895 in Niederflörsheim) wurde mit ihrem Ehemann David Mayer (geb. 27.9.1896 in Edingen) und ihrem Sohn Lothar (geb. 25.3.1926 in Niederflörsheim) am 20.3.1942 von Niederflörsheim aus nach Piaski deportiert und umgebracht (DepL I, Nr. 451,452,453) (BAK:Z Sg 138).

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Quellen: Adressbücher, KEM, Briefe von Herrn Markus Krämer (9.6.1964) und Madame Irene Israel (16.1.1979, 1981 und 1982), und von Herrn Helmut Krämer (14.4.1982)