Mayer XI

1. Mayer, Jakob, Kohlenhändler
	geb. 22.7.1871 in Herrnsheim
	verheiratet mit

2. Mayer, Rosalie geb. Löb
	geb. 6.1.1881 in Neustadt/Pfalz

Kinder:

3. Mayer, Liesa 
	geb. 16.3.1907 in Worms

4. Mayer, Greta Miriam		Mb 338
	geb. 6.7.1908 in Worms

Familie Jakob Mayer wohnte seit 1910 im eigenen Haus, Moltke-Anlage 10 (heute Adenauerring).

Jakob Mayers Eltern - sein Bruder Sigmund (s. Mayer XXI) - waren Simon Mayer III. und Johanette geb. Levistein. Simon Mayer III. war in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts von Herrnsheim nach Worms gezogen.

Er betrieb Frucht- und Weinhandel im eigenen Haus, Friedrichstraße 10.

5 Töchter der Eheleute Simon Mayer verheirateten sich schon um die Jahrhundertwende nach Antwerpen. Ihre Nachkommen leben in den USA.

1899 eröffnete Jakob Mayer, der damals noch bei seinen Eltern wohnte, eine Kohlenhandlung. 1904 zog er in die Kaiser-Wilhelm-Straße 67, 1910 ins eigene Haus Moltke-Anlage 10. Sein Geschäft entwickelte sich zur Kohlengroßhandlung mit Büro und Lagerplatz Am Rhein 35 (Handelshafen), und wurde ein in Worms sehr bekanntes Unternehmen.

Von 1915-17 war Jakob Mayer Soldat. Er war Mitglied der Demokratischen Partei.

Tochter Liesa heiratete am 27.8.1930 Ludwig Tuteur aus Kaiserslautern (Bruder der Ehefrau von Arthur Mayer, s. Mayer V) und zog nach Kaiserslautern. Von dort kehrte sie nach dem Kristallnacht-Pogrom mit ihrer Familie nach Worms zurück ins Haus ihres Vaters (weiteres siehe Tuteur III).

Tochter Greta, Sozialfürsorgerin, war 1933 für kurze Zeit als Volontärin beim Wohlfahrtsamt Worms tätig. Sie ging im September 1936 nach Palästina, 1947 aus Gesundheitsgründen in die USA. Jetzt lebt sie in Haifa/Israel. Über ihre beachtlichen beruflichen Erfolge gibt der beigefügte Artikel aus dem Biographischen Handbuch der deutschsprachigen Emigrationsliteratur Auskunft.

Die Mutter Rosalie Mayer geb. Löb starb am 15.3.1937 in Worms und wurde hier auf dem neuen israelitischen Friedhof beerdigt. Beim Kristallnacht-Pogrom vom 10.11.1938 in Worms wurde auch Jakob Mayers Haus schwer in Mitleidenschaft gezogen. Durch die "Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem Wirtschaftsleben" vom 12.11.1938 wurde die Weiterführung der Kohlenhandlung unmöglich; am 7.1.1939 wurde sie aus dem Handelsregister gestrichen. Jakob Mayer hatte Auswanderung in die USA beantragt.

Die Familie seiner Tochter Liesa Tuteur und die seines Bruders Sigmund Mayer wurden am 20.3.1942 nach Piaski/Polen deportiert und kehrten nie zurück. Nach dem Abgang dieser Deportation musste Jakob Mayer sein Haus verlassen und zwangsweise ins jüdische Gemeindehaus Hintere Judengasse 2 (heute Haus "Zur Sonne") umziehen. Von hier aus wurde auch er deportiert, mit dem Massentransport am 24./27.9.1942 nach Theresienstadt (DepL II, Nr. 971). Am 6.2.1945 wurden insgesamt 1200 Juden aus Theresienstadt befreit. Diese Freigabe war mit Hilfe jüdischer, schwedischer und Schweizer Organisationen zustande gekommen. Es soll ein Tauschhandel gegen schwedisches Erz gewesen sein. Jakob Mayer wurde in die Schweiz gebracht, war zuerst in einem Internierungslager in Montreux und kam dann nach Engelberg, wo er nach kurzer Zeit sehr krank wurde.

Im Oktober 1945 starb er an Mundkrebs im Kantons-Spital in Luzern. Er ist auf dem jüdischen Friedhof in Luzern beerdigt.

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Quellen: Adreßbücher, KEM, Mb, FrB 40, DepL II, Bericht S., AK-VHS, Briefe von Frau Greta Mayer