Reinheimer III

1. Reinheimer, Leopold, Metzger
	geb. 25.6.1877 in Worms
	verheiratet in erster Ehe mit
	Mathilde Ottilie, geb. Strauß
	(geb. 14.12.1878 in Worms, gest. 19.3.1928 in Worms)
	
Seit 1930 verheiratet in zweiter Ehe mit

2. Reinheimer, Recha, geb. Strauß
	geb. 22.1.1892 in Reinheim, Kreis Dieburg

Tochter aus erster Ehe:

3. Reinheimer, Anneliese	Mb 589
	geb. 10.2.1918 in Worms

Familie Leopold Reinheimer wohnte Bärengasse 12, im eigenen Haus, hier betrieb der Ehemann auch eine Metzgerei.

Leopold Reinheimer entstammte einer Familie, die seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Worms ansässig war. Seine Großeltern waren (Loeb) Leopold Reinheimer, Metzger, (1788-1837) und Rachel geb. Wälder (oder Wildern) (1793-1857). Sie waren seit 1816 verheiratet, waren von Habitzheim nach Worms zugezogen und wohnten seit 1833 im eigenen Haus, kleine Rheingasse E 149. Ihr Sohn Moritz (1829-1889) war in erster Ehe mit Amalie Hirschler (1837-1873), in zweiter Ehe mit Fanny Mainzer (1842-1904) verheiratet. Leopold Reinheimer war Sohn aus zweiter Ehe. Er lebte als einziger dieser Familie in Worms, ob er Geschwister hatte, ist nicht zu ermitteln. Es lebten aber in Worms seine Vettern Leopold und Adolf und seine Basen Regina und Amalie Reinheimer (s. Reinheimer I und II).

Das Haus Bärengasse 12 gehörte der Familie seit 1867. Moritz Reinheimer hatte hier eine Metzgerei und Rindviehhandel betrieben. Dieses Geschäft hatte der Sohn Leopold nach dem Tod der Mutter 1904 übernommen. Leopold Reinheimer und seine Metzgerei waren in der Wormser Altstadt sehr bekannt und gut angesehen. Er fühlte sich und galt unter seinen Bekannten als alter Wormser, mit dem man gern Umgang hatte. Während des ersten Weltkriegs war er von 1916-1918 beim Landsturm zum Kriegsdienst eingezogen. Mit Beginn des Dritten Reichen trafen auch ihn und seine Familie bald geschäftliche Boykottierung und gesellschaftliche Isolierung. Trotzdem konnte sich die Metzgerei bis 1938 halten.

Tochter Anneliese lebte 1935/36 vorübergehend in Konstanz und Frankfurt, dann aber wieder in Worms bei Vater und Stiefmutter. Sie verließ Worms am 31.10.1939 nach New York. Sie lebte dort, verheiratete New, bis zu ihrem Tod, Anfang der siebziger Jahre.

Beim Kristallnacht-Pogrom am 10.11.1938 drangen Schlägertrupps der SA ins Haus Reinheimer, die Metzgerei und die Wohnung wurden schwer verwüstet. Überdies wurde Leopold Reinheimer am 11.11.1938 verhaftet und mit insgesamt 87 jüdischen Männern aus Worms und Umgebung vorübergehend ins KZ Buchenwald verbracht.

Nach seiner Rückkehr war seine berufliche Existenz auch durch die Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem Wirtschaftsleben vom 12.11.1938 endgültig vernichtet.

Auch Leopold und Recha Reinheimer hatten Auswanderung in die USA beantragt und standen Anfang 1940 auf einer Warteliste, doch kam es nicht mehr zur Auswanderung. Leopold Reinheimer starb in Worms am 6.12.1940. Sein Grab ist auf dem neuen Judenfriedhof in Worms. Die verwitwete Recha Reinheimer wohnte weiterhin Bärengasse 12, musste jedoch, wahrscheinlich zwangsweise, am 2.2.1942 in die Hintere Judengasse 2 (jüdisches Gemeindehaus) ziehen. Unter dem 30.9.1942 vermerkt ein polizeilicher Eintrag, sie sei nach unbekannt ausgewandert.

Recha Reinheimer wurde tatsächlich aber mit dem Sammeltransport am 20.3.1942 nach Piaski/Polen deportiert (DepL I, Nr. 422). Sie hat die Deportation nicht überlebt (BAK:Z Sg 138).

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Quellen: Adreßbücher, KEM, Mb, FrB 40, DepL I, AK-VHS, BAK