Wachenheimer I

1. Wachenheimer, Ludwig, Manufakturwarenhändler
	geb. 10.5.1899 in Zwingenberg/Bergstraße
	Eheschließung in Heppenheim/Wiese am 16.11.1924 mit

2. Wachenheimer, Elisabeth Regina geb. Goldschmidt
	geb. 3.2.1901 in Heppenheim/Wiese
	(Tochter von David Goldschmidt und 
	Frieda geb. Salomon in Heppenheim) 
	 Schwester von Kurt Goldschmidt (s. Goldschmidt II)

Sohn:

3. Wachenheimer, Horst
	geb. 5.12.1926 in Worms

Bei der Familie wohnte vom 14.12.1937 - 1.12.1938 
auch der Vater des Ehemannes:

4. Wachenheimer, Zodik
	geb. 11.2.1871 in Zwingenberg/Bergstraße, 
	Bruder von Klara Gutmann geb. Wachenheimer (s. Gutmann III)

Familie Ludwig Wachenheimer wohnte 1925 Goethestraße 9, ab 1926 Marktplatz 29, am 6.10.1933 Adolf-Hitler (heute Friedrich Ebert)-Straße 6/10.

Die Eheleute Wachenheimer waren am 3.7.1925 von Heppenheim/Wiese nach Worms zugezogen. Der Ehemann Ludwig Wachenheimer war Vertreter für die Firma Max Baehr, Textilien, Damen- und Herrenkonfektion, Friedrich Ebert-Straße 10 (s. Baehr). Ab 1929 vertrieb er selbständig Manufakturwaren, Möbel und Aussteuerartikel später noch zusätzlich Kaffee, Schokolade und Kakao. Er hatte kein Ladengeschäft, auch keinen Etagenverkaufsraum in seiner Wohnung, sondern bot seine Waren bei Kundenbesuchen an.

Der verwitwete Vater des Ehemannes, Zodik Wachenheimer, war 1937 zur Familie in die damalige Wohnung Adolf-Hitler-Straße 6/10 zugezogen. Er war von seinem Heimatort Zwingenberg / Bergstraße gekommen.

Ludwig Wachenheimer, der seines Geschäftes wegen oft auf Reisen war, meldete sich am 3.5.1938 nach Homburg v.d.H. ab. Allem Anschein nach war er im November 1938 noch nicht zurück, sodass er die Kristallnacht hier nicht erlebte.

Bei diesem Pogrom wurde am 10.11.1938 die Wohnung Wachenheimer schwer verwüstet. Die gesamte Wohnungseinrichtung wurde zerschlagen und derart zugerichtet, dass davon nichts mehr zu gebrauchen war. Die Ehefrau, der Sohn Horst und der Schwiegervater Zodik verließen Worms am 1.12.1938 nach Mannheim.

Ludwig Wachenheimer kam am 16.1.1939 von Mannheim nach Worms zurück. Da sein Warenlager vernichtet war und er sein Geschäft nicht mehr weiterführen durfte (Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem Wirtschaftsleben vom 12.11.1938), arbeitete er nun als Hausdiener bei der alleinstehenden Frau Johanna Bockmann (s. Bockmann) in deren Haus, Horst-Wessel- (Rathenau)-Straße 31. Hier wohnte er nun auch. Nach eigenen Angaben (FrB 40) lebte er von dem Lohn, den ihm Frau Bockmann bezahlte.

Ludwig Wachenheimer war von März 1917 bis Juli 1919 Soldat, freiwillig bei der damals entstehenden Reichswehr. Im Krieg war er mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet worden. Seine patriotische Einsatzbereitschaft zählte nun aber nicht mehr. Er bemühte sich um Auswanderung und stand Anfang 1940 auf der Warteliste für die USA.

Ludwig Wachenheimer verließ Worms am 1.8.1940 und ging nach Mannheim zu seiner Familie, Beethovenstraße 8. Am 22.10.1940 wurden Ludwig Wachenheimer, seine Frau, sein Sohn und der Vater Zodik Wachenheimer im Zusammenhang mit der Sonderaktion Bürckel von Mannheim abtransportiert und in das südfranzösische Lager Gurs verbracht.

Dort im Camp starb der Vater Zodik Wachenheimer, wahrscheinlich an den Folgen der Strapazen schon am 9.11.1940 (BAK:Z Sg 138).

Im April 1941 wurde Ludwig Wachenheimer mit Frau und Sohn von Gurs in ein anderes Lager in Frankreich, nach Camp de Rivesaltes, transportiert. Im Oktober 1941, kurz bevor jede Emigration unmöglich wurde, erhielt die Familie Auswanderungspapiere und wanderte nach Kuba aus. Ein Jahr verbrachten sie in Kuba, bis sie im September 1942 in die USA, nach Chicago, einwandern konnten.

Ludwig Wachenheimer starb am 22.8.1954 in Chicago. Seine Frau Elisabeth und Sohn Horst (jetzt Howard) wohnen noch dort. Die ganze Familie hat den Namen Walton angenommen.

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Quellen: Adreßbücher, KEM, FrB 40, Bericht S., AK-VHS, Brief von Mr. H. Walton, BAK