Weis I

1. Weis, Hermann, Synagogendiener
	geb. 27.3.1871 in Worms
	verheiratet mit

2. Weis, Lina geb. Strauß
	geb. 6.10.1873 in Grombach/Baden
	(Schwester von Strauß, Frieda und Johanna (s. Strauß I))

Söhne:

3. Weis, Martin
	geb. 10.6.1906 in Worms (s. Weis I-3)

4. Weis, Max Hans                     	Mb 370
	geb. 2.11.1909 in Worms

Familie Hermann Weis wohnte Judengasse 27, im eigenen Haus.

Hermann Weis entstammte einer Familie, die schon vor Mitte des 19. Jahrhunderts in Worms lebte. Sein Großvater, ebenfalls Hermann Weis, (geb. ca. 1805 in Karlsberg/Pfalz, Sohn von David Weis und Hanna geb. Scholl), war nach seiner Verheiratung 1833 mit Helene Nickelsburg (geb. in Mainz) nach Worms gekommen. Er ließ sich hier in der Judengasse als Händler nieder, daneben war er auch Gemeindediener bei der Synagoge. Er starb 1860. Seine Witwe führte das Handelsgeschäft weiter bis zu ihrem Tod ca. 1880, gemeinsam mit ihrem Sohn Sigmund Weis (1846-1912), der auch als Synagogendiener die Tätigkeit seines Vaters fortführte. Sigmund Weis war verheiratet mit Elise geb. Kuhn (1849 - 1907). Diese Eheleute lebten seit etwa 1890 im eigenen Haus, Judengasse 33, das 1895 in Nummer 27 umbenannt wurde. In diesem Haus blieb dann ihr Sohn Hermann mit seiner Familie.

Hermann Weis führte die Tradition des Synagogendieners hauptberuflich weiter. Er war sowohl in der jüdischen Gemeinde, als auch bei Nachbarn und Freunden anerkannt und beliebt. Er starb am 14.12.1935.

Anstelle des Vaters wurde der älteste Sohn Martin Weis Kultusbeamter der jüdischen Gemeinde (Weiteres über ihn siehe Weis I-3).

Der zweite Sohn, Max Hans Weis, war als Lehrling und später als Kaufmann bei der Firma Wilhelm Mayer, Worms beschäftigt. Nachdem diese Firma eingegangen war, arbeitete er im Wormser Kaufhaus Landauer.

Dieses ging schon bald nach Beginn des Dritten Reiches in arischen Besitz über, der neue Inhaber, Schöninger, gab seinem Angestellten Weis Gelegenheit, in seiner Filiale in Ludwigshafen zu arbeiten, um ihn nationalsozialistischer Belästigung zu entziehen. Dorthin ging Max Hans Weis am 31.1.1934, am 7.1.1936 kam er zurück nach Worms und wohnte wieder bei seiner Mutter, Judengasse 27.

Am 5.1.1937 emigrierte er nach New York. Dort heiratete er Sue Needleman. Beide leben in Scottsdale/Arizona.

Im Hause Weis wohnten ab Ende 1939 die Mutter Lina Weis, ihre beiden Schwestern Frieda und Johanna Strauß, ihr Sohn, Martin Weis, mit Frau und Kind, seine Schwiegereltern und zeitweilig auch deren zwei Söhne.

Mutter Lina Weis und Sohn Martin mit Familie hatten Auswanderung beantragt und standen 1940 auf der Warteliste für die USA.

Im März 1942 wurde Johanna Strauß (s. Strauß I), Martin Weis mit Frau und Kind (s. Weis I-3) und die Brüder der jungen Frau (s. Keller I) nach Piaski/Polen deportiert.

Zu den zurückgebliebenen Schwestern Lina Weis und Frieda Strauß und dem Ehepaar Keller zogen im Juni 1942 zwangsweise noch Dr. Elisabeth Spies und ihre Schwester Rosalie sowie das Ehepaar Max Reinmann, doch nur für wenige Wochen noch: Alle wurden deportiert.

Lina Weis geb. Strauß kam mit dem Massentransport am 27.9.1942 nach Theresienstadt (DepL II, Nr. 1002). Sie starb dort am 11.11.1943 (BAK:Z Sg 138).

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Quellen: Adreßbücher, KEM, DepL II, Mitteilung des Sonderstandesamtes Arolsen, AK-VHS, EinwVz (im Stadtarchiv), BAK, FrB 40, mündliche Angaben von Herrn Max Hans Weis am 8.11.1980