Wurmser I-2

1. Wurmser, Siegfried, Kaufmann		Mb 345
	geb. 7.9.1893 in Worms
	verheiratet seit 15.8.1927 in Frankenberg mit

2. Wurmser, Thekla, geb. Marx		Mb 346
	geb. 30.3.1893 in Frankenberg

Siegfried Wurmser lebte seit seiner Verheiratung in Frankenberg. Er war der älteste Sohn von David Wurmser und Frau Martha, geb. Schatz, die in Worms ein sehr bekanntes Haushalts- und Spielwarengeschäft hatten (s. Wurmser I).

Siegfried Wurmser hatte in Worms die Oberrealschule (heute Gauß-Gymnasium) besucht, danach war er Lehrling bei einer Frankfurter Exportfirma.

1914 wurde er zum Mainzer Fußartillerie-Regiment Nr. 3 einberufen und im Feld dem Fußartillerie-Bataillon Nr. 99 zugeteilt. Er kämpfte an der West- und Ostfront. Die vorgeschlagene Beförderung zum Offizier wurde wegen des im Offizierskorps verankerten Antisemitismus abgelehnt, wie ihm von einem toleranten Offizier mitgeteilt wurde. Er war Vizefeldwebel, erhielt das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse und die hessische Tapferkeitsmedaille. 1918 wurde er von seinen Kameraden in den Soldatenrat gewählt. Nach Kriegsende zog er die sofortige Entlassung aus dem Heeresdienst einer jetzt zugesagten Beförderung vor.

Siegfried Wurmser hatte in Frankenberg ein eigenes Geschäft, das wie alle jüdischen Geschäfte in Deutschland am 1.4.1933 von SA-Posten boykottiert wurde. Als er sich mit allen seinen Kriegsauszeichnungen ebenfalls vor seine Ladentür stellte, wurde er wegen Provokation verhaftet.

Um sich selbst und seinen Vorgesetzten aus der Kriegszeit solche Peinlichkeit zu ersparen, lehnte er 1934 die Einladung zu einem Regimentstreffen ab (s. Anlage).

Unter dem Druck der sich verschärfenden Behinderungsmaßnahmen gegen Juden gab Siegfried Wurmser sein Geschäft 1935 auf.

Am 6.8.1935 kam er mit seiner Frau von Frankenberg nach Worms, Berggartenstraße 6, zu seiner Mutter und seinem Bruder Joseph. Am 18.9.1936 wanderte Siegfried Wurmser und Frau aus nach Sao Paulo/Brasilien. Dorthin ging auch seine Schwester Klara Oppenheimer, geb. Wurmser, mit ihrer Familie (s. Oppenheimer IV) schließlich auch die Mutter, Martha Wurmser und der jüngste Sohn Joseph.

Siegfried Wurmser starb in Sao Paulo am 22.5.1973, seine Frau Thekla am 15.12.1975

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Quellen: Adreßbücher, KEM, Mb, Brief von Siegfried Wurmser an Oberst Degner vom 10.6.1933, Brief von Frau Klara Oppenheimer geb. Wurmser