Wurmser I

1. Wurmser, Martha geb. Schatz
	geb. 2.7.1869 in Konstanz
	Witwe von David Wurmser 
	(geb. 20.4.1860 in Breisach, gest. 5.4.1931 in Worms, 
	hier beerdigt auf dem neuen israelitischen Friedhof)

Kinder:

2. Wurmser, Siegfried		Mb 345
	geb. 7.9.1893 in Worms (s. Wurmser I-2)

3. Wurmser, Klara
	geb. 14.10.1897 in Worms
	verheiratet seit 20.5.1925 mit Siegfried Oppenheimer (s. Oppenheimer IV)

4. Wurmser, Joseph
	geb. 26.3.1899 in Worms

Familie David Wurmser wohnte seit 1912 Hafergasse 4, seit 1930 Berggartenstraße 6.

Der verstorbene Ehemann David Wurmser war 1893 nach Worms gekommen. Er gründete hier ein Geschäft für Kurz-, Galanterie- und Spielwaren, Petersstraße 16, seit 1897 befand sich dieses Geschäft Neumarkt 13, seit 1902 Neumarkt 15. Bis 1912 hatte die Familie beim Geschäft gewohnt.

Die Firma David Wurmser war in Worms allgemein bekannt als gut geführtes Geschäft mittlerer Größe für Haushalts- und Spielwaren. Nach dem Tod ihres Mannes führte Martha Wurmser das Geschäft weiter, gemeinsam mit ihrem Sohn Joseph. Sohn Siegfried lebte damals nicht mehr in Worms.

Sohn Joseph hatte in Worms die Oberrealschule (heute Gauß-Gymnasium) besucht und sie mit der Obersekundareife verlassen. Danach war er Lehrling bei einer Frankfurter Exportfirma.

Nach Ausbruch des ersten Weltkrieges wurde er zum Mecklenburgischen Ersatz-Jäger-Bataillon Nr. 14 einberufen, das 1917 in Heidelberg stationiert war. Im Feld wurde er dann dem Bückebürger Jägerbataillon zugeteilt. Kurz vor Kriegsende wurde er bei Cambrai schwer verwundet, lag in einigen Lazaretten und wurde schließlich im Mai 1919 aus dem Heeresdienst entlassen.

Danach arbeitete er im Geschäft seines Vaters. 1928/29 war er zur Erweiterung seiner Kenntnisse in Harburg-Wilhelmsburg in einem Einheitspreisgeschäft (Epa) des Karstadt-Konzerns tätig. Nach der Rückkehr trat er wieder ins väterliche Geschäft ein. Viele Wormser kannten ihn unter dem Namen "Seppel Wurmser" als freundlichen und geselligen Menschen.

Zeitweilig wohnte bei der Familie eine Verwandte, Tilly Wurmser, die auch wiederholt im Geschäft mitarbeitete (s. Wurmser II).

Als am 1.4.1933 in Worms wie überall in Deutschland jüdische Geschäfte boykottiert wurden, standen SA-Posten auch vor der Firma D. Wurmser.

Trotz der nun einsetzenden immer schärfer werdenden Behinderungsmaßnahmen hielt sich das Geschäft, im April 1938 hatte es noch 4 Angestellte.

Das Ende kam mit dem Kristallnacht-Pogrom. Die damaligen Wormser Terror-Aktionen begannen in der Frühe des 10.11.1938 damit, dass der Firma Wurmser alle Schaufenster eingeschlagen, Waren und Einrichtungen sinnlos zerstört und auf die Straße geworfen wurden. Eine Weiterführung des Geschäfts war nun nicht mehr möglich, das verbot auch die Verordnung vom 12.11.1938 "zur Ausschaltung der Juden aus dem Wirtschaftsleben".

Martha Wurmser und ihr Sohn Joseph verließen Worms am 13.12.1938 nach Konstanz.

Von dort gelang ihnen die Emigration nach Brasilien, wo sie 1940 ankamen. Dort in Sao Paulo lebten bereits seit einem Jahr Siegfried Wurmser und Klara Oppenheimer geb. Wurmser, mit ihren Familien. Zu ihnen kamen nun auch Mutter und Bruder Joseph. Er heiratete in Sao Paulo und lebt mit seiner Frau Brigitte weiterhin dort.

Die Mutter, Martha Wurmser geb. Schwartz, starb dort nach einem friedlichen Lebensabend am 7.6.1957 einen Monat vor Vollendung ihres 88. Lebensjahres.

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Quellen: Adreßbücher, KEM, Mb, AK-VHS, Briefe von Frau Klara Oppenheimer geb. Wurmser und Frau Hilde Hahn, geb. Oppenheimer